Ich weiß nicht genau, wann wir den letzten Act aus Neuseeland wirklich richtig erfolgreich in Deutschland erlebt haben. Ganz genau genommen fällt mir so auf Anhieb ohnehin kein Pop-Act ein, der von dieser Insel kommt. Das heißt nicht, dass es dort nicht auch Popmusiker gäbe. Wie dem auch sei, seit etwa zwei Monaten sorgt eine Sängerin aus Neuseeland für ziemlich Furore. Klar, die Rede ist von Brooke Fraser.
Aus dem Nichts tauchte ihre Single Something In The Water auf und konnte sich sofort breit durchsetzen. Was erstmal auch überraschte, denn beim ersten Hinhören klang das doch sehr ähnlich zu dem was da zum Beispiel von Colbie Caillat oder Lisa Mitchell. Deren Titel sind allerdings weit weniger erfolgreich – zumindest was den Verkauf angeht, denn Radiostationen greifen ganz gern auf den leichten, etwas beiläufigen Sound zurück, der garantiert Unbeschwertheit, Sorglosigkeit und gute Laune symbolisiert. Was macht nun Brooke Fraser anders? Zum einen ist sie ein neuer Name, ein neues Gesicht, sozusagen ein unbeschriebenes Blatt. Das macht schon mal neugierig. Dann trifft Brooke Frasers Sound sehr genau den wachsenden Bedarf an authentischen Songs, die eben nicht überproduziert oder am Dancefloor orientiert sind.Mit Pfeifen sowie lalala-Refrain hat sie dabei genau den passenden Ausdruck gefunden. Eine Gitarre und ein naives Kleidchen mit Blumendruck oder Spitzenborten haben heute viele junge Sängerinnen zu bieten, ein wirkliches Leben dahinter schon weniger. Bei Brooke Fraser heißt dieses Leben, dieses Ich auch, sich aktiv als Katholikin zu bekennen. Normalerweise würde mir solch eine Aussage erstmal total einerlei sein, allerdings fällt mir dieses Bekenntnis zum christlichen Glauben in letzter Zeit häufiger auf. Tim Bendzko gehört da genauso dazu wie Adel Tawil oder Xavier Naidoo. Bei den Damen war es bisher eher nicht so üblich über Religion zu reden. Da ging es dann mehr um Selbstverwirklichung und vielleicht auch so etwas wie Emanzipation im Sinne von: ich kann mein Leben auch allein meistern. Nun erhält also auch hier der Bezug zu etablierten und religiösen Werten eine neue Wichtigkeit.
Vielleicht ist es Zufall, dass ausgerechnet eine Sängerin aus Neuseeland diese neue alte Wertverbundenheit breit in die Popmusik bringt. Neuseeland, die grüne Insel, die besonders auch für Natürlichkeit, Freiheit und Bodenständigkeit steht. Sinn macht es auf jeden Fall. Und mit ihrem Video bedinnt Brooke Fraser zwar nicht das Image von der grünen Insel, aber immerhin von einem doch mehr oder weniger unverfälschtem, einfachen Leben. Ein Leben irgendwo in den Bergen Neuseelands wahrscheinlich …
In einer Rezension ihres Albums Flags habe ich gelesen, dass Brooke Fraser den Folk endgültig zum neuen Pop gemacht hat. Eine Feststellung, die mich persönlich überhaupt nicht überrascht, die ich aber genau deshalb absolut zutreffend finde. Keine Verwunderung dann auch, dass Brooke Fraser von ihrem Something In The Water für den deutschsprachigen Markt extra auch eine Akustik-Version aufgenommen hat. Schöner finde ich allerdings die etwas beschwingteren Remixe mit leichtem Beat … da gibt es etliche, ein wenig Internet-Stöbern lohnt sich in jedem Fall.
siehe auch Tim Bendzko: Nur noch kurz die Welt retten
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