Und noch so ein Song, der mit Unverstelltheit und Authentizität punktet: Somebody That I Used To Know vom Australier Gotye. Aber wiederum in einer kleinen Abwandlung. Zeigt sich sehr schön am Video: das beginnt mit einem nackten Menschen vor hellem Hintergrund – ganz neutral, ganz ursprünglich und natürlich. Und dann wird dieses Video samt Person an- und ausgemalt, so dass ein buntes Farbenspiel entsteht. Ganz Kunst ... aber trotz allem weit entfernt von dem, was wir jetzt als künstlich oder gekünstelt bezeichnen würden. Körperbemalung, das ist ja eher so Spür-Mich-und-Finde-meine-Mitte-Kunst, häufig zu therapeutischen Zwecken, manchmal auch einfach nur zum naiv-spaßigen Happening. Da haben also Kunst und Körper eine Einheit gefunden … und an dieser Stelle können wir hunderte philosophische Text lesen.
Für mich bleibt bei diesem In-Eins-Sein dennoch irgendwie ein mulmiges Gefühl. Und das hängt ganz wesentlich mit dem künstlerischen zusammen, das da fast organisch mit Körper und Mensch und Glück einhergeht. Irgendwie kann ich mit Kunst, die eher Fragen aufwirft, mich fordert oder mich total betrifft mehr anfangen. Alles andere ist vielleicht für die Machenden und Kreativen ganz schön – ich bleib aber weitestgehend draußen, zucke mal kurz mit den Schultern und gehe weiter.
Jetzt zur Weihnachtszeit ist natürlich solch ein eher einkuschelnder Sound beliebter. Wer will sich schon zum Jahresende auseinandersetzen – bzw. passiert das beim Familienbeisammensein wahrscheinlich ohnehin genug. Und so ganz glatt ist der Titel ja dann auch nicht. Schließlich geht’s um die Aufarbeitung einer Trennung. Insofern passt Somebody That I Used To Know perfekt zu den Feiertagen: von außen beschaulich schön, auch ein wenig romantisch-melancholisch – innen geht’s dann aber doch um Verdruss, Missverständnisse und natürlich auch ’ne Menge Schmerz. Um im Bild des Videos zu bleiben: hier geht’s auch um eine ungeschminkte Abrechnung.
Und jetzt behaupte ich einfach mal: diejenigen, die diesen Titel gerade über alles lieben und kaufen bzw. downloaden, haben genau diese Raffinesse erkannt und schätzen den Song deswegen. Frohes Fest wünsche ich.
März 2012: Mittlerweile gibt es eine Menge Coverversionen. Einzelne davon schaffen es sogar sich mehr oder weniger als Hit durchzusetzen. Am witzigsten allerdings die Variante von Joko & Klaas + Team http://www.youtube.com/watch?v=o9OCshv9pfw
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