Vor ungefähr zwei Monaten tauchte eine Künstlerin mit einem Titel allerorten auf und war auf Anhieb so etwas wie Everybody’s Darling. Lana del Rey war geboren und die halbe Welt suchte sich Finger und Augen wund nach Informationen über sie. Was zu finden war, waren die ewig gleichen Informationen – schön voneinander abgeschrieben – und natürlich dieser unwiderstehliche Song Video Games. Wenn man sich nicht sofort mit dem ersten Hören sicher war, dann passierte spätestens bei der dritten Wiederholung dieser Sucht-Effekt. Video Games war drin im Kopf und drauf auf der Liste mit den Lieblingsohrwürmern.
Zum unwiderstehlichen Lied gehört natürlich auch ein Video. Da steht also eine unglaublich junge Frau nahezu emotions- und reglos und singt dieses Lied. Alles ist enorm in eine pastellfarbene Erinnerungssauce getaucht und irgendwie fragt man sich, was die Geschichte hinter dieser endlos romantischen Traurigkeit eigentlich ist. Wirkliche Antworten gibt es nicht. Das tut dem Interesse allerdings keinen Abbruch.
Schließlich folgen auch Live-Auftritte – sogar in Deutschland. Die taz feiert die Sängerin danach auch gleichmal als „Zukunft des Pop“ und „Retro Göttin“. Und wahrscheinlich ist das sogar berechtigt. Ein paar Tage später im Fernsehen bei Ina’s Nacht bleibt von der inszenierten Coolness und Einfachheit nicht mehr so viel übrig. Da sieht es dann wirklich wie ein gelangweiltes Vorstatdmädchen mit aufgeklebten Fingernägeln aus, die wenigen Gesten wirken eher unbeholfen plump und selbst die Magie der Stimme will sich irgendwie nicht einstellen. Ist die wohl kalkulierte Inszenierung so schnell an ihr Ende geraten? Geht’s vielleicht doch nicht ganz ohne wenigstens ein Fünckchen Authentizität und Selbst? Die Kulturkritiker und die Hobby-Pop-Fans dürfen sich darüber in den nächsten Tagen und Wochen gern streiten. Das Album ist für Januar angekündigt und wird vermutlich endgültig unter Beweis stellen, was da dran ist an dieser Lana del Rey. In der Zwischenzeit lässt sich ganz ohne Ideologie und Deutungszwang Video Games hören, denn ein schönes Lied ist es immer noch.
Der Auftritt bei Inas Nacht.
An dieser Stelle aber auch der Tipp: der zweite Song auf der CD heißt Blue Jeans und ist mindestens genauso infektiös wie Video Games
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