Schweizer Dance-Produktionen haben gerade Konjunktur in Deutschland. Im letzten Sommer war es DJ Antoine, der mit einem Remix von Timati’s Welcome To St. Tropez einen echten Sommerhit landen konnte. Wenig später folgte von seinem Kollegen Mike Candys aus Zürich ein zweiter Aufguss. One Night In Ibiza war von Anfang an als Antwort auf den DJ Antoine-Hit zu verstehen, leider nicht wahnsinnig originell gemacht. Das Dancefloor-Volk hat’s wenig gestört. Immerhin gab’s ja eine ganz eingängige Hookline. Im Fahrwasser der beiden segelte dann auch gleich noch Remady in die hiesigen Clubs und Dancefloors. Und so kommt es, dass die schweizerische Definition von Dance doch recht präsent ist.
Aktuell scheint sich besonders Mike Candys zu etablieren. Nachdem One Night In Ibiza überraschend erfolgreich durch den Herbst fegte, standen für ihn irgendwie alle möglichen Türen offen. Mit einer Coverversion des Dreamhouse-Klassikers Children wollte es Anfang des Jahres noch nicht so richtig funktionieren. Jetzt aber legt Mike Candys mit 2012 ‘If The World Would End’ nach. Und landet unglaublicherweise ganz oben in den Verkaufscharts. Das Rezept ist bekannt: Dancefloor-Beat, weibliche Refrain-Sängerin, wenig textlicher Inhalt und ein männlicher Rap-Part. Zutaten, wie sie schon bei One Night In Ibiza funktioniert haben, nur jetzt noch einmal mehr in Richtung 90er Sound geschoben. Anfügen muss ich: schlechten 90er Sound.
Der Beat versucht gar nicht erst, auf irgendeine Art raffiniert zu sein. Straight to the floor und simple Hookline – hätte jetzt auch ein Kompositionsprogramm so entwerfen können. Die Stimme von Evelyn ist leider alles andere als charismatisch. Das sie tatsächlich mal die schweizerische Variante von Popstars gewonnen hat, hört man an dieser Produktion so gut wie gar nicht. Das, was sie vielleicht an Talent, Eigenart und Emotion mitbringt wird durch Auto Tune weggewischt. Nur nicht auffallen, schön durchschnittlich bleiben. Patrick Miller dagegen klingt unglaublich angestrengt cool. Vielleicht hat er tatsächlich so eine rauhe Stimme, irgendwie bewusst aufgesetzt bleibt das Ganze, weil er halt versucht mich von einer ziemlich beknackten Story zu überzeugen – Turbo B. war da vor gut 20 Jahren 10.000 x authentischer. Das sind jetzt natürlich alles sehr subjektive Eindrücke. Da mag es andere geben. Die Parallelen zu den 90ern sind allerdings nicht wegzudiskutieren. Warum dieser Sound plötzlich wieder derartig original Konjunktur hat, kann ich mir nicht wirklich erklären. Höchstens so, dass diejenigen, die es im Original erlebt haben jetzt in einem Alter sind, in dem sie nicht mehr Zielgruppe Nummer 1 sind und auch sonst kaum noch Musik kaufen. Die Sammlung aus den 90ern steht ja noch im CD-Regal. Die heutigen Musikkonsumierenden sind dann so jung, dass auch der 90er Sound völlig vorurteilsfrei entdeckt werden kann. Und damit dürfen natürlich auch all die schon einmal gemachten Fehler wiederholt werden. Schade!
Dass die Geschichte dann aber doch nicht 1:1 nochmal funktioniert, das ist die eigentliche Tragik hinter 2012 ‘If The World Would End’. Der Titel zitiert zwar sehr schön das hedonistische, selbstbezogene Lebensgefühl des Hier und Jetzt, dass kein Morgen kennt und sich auch nicht drum kümmert. Ideen und Visionen, die der Clubuntergrund der 90er ziemlich fett in die breite Masse gespült hat und die heute für einen guten Teil der Jugend immer noch attraktiv scheinen. Allerdings sind die Figuren im Video und Mike Candys selbst alles andere als die selbstvergessenen und irrational Feiernden. Es ist doch eher die Generation, die den Bausparvertrag schon in der Tasche hat, die natürlich für die Rente einzahlt und sozial abgesichert ist. Papa und Mama haben da ordentlich vorgesorgt und so richtig ins Leere fällt niemand. Erst recht nicht, wenn man aus dem Schweizer Mittelstand kommt. Die leerstehende Fabrikhalle ist lediglich geschmackvoll ausgewähltes Ambiente. Die modischen Outfits unterstreichen das nochmal ordentlich. Hier feiert der überfütterte weiße Mittelstand mit Laserhandschuh und Technik-Gimmicks.
Dass diese Jugend gern etwas mehr Authentizität und Echtheit hätte, dass sie gern etwas geerdeter wäre, das glaube ich gern. Dass ihnen auch der Weltuntergang völlig egal ist, das verstehe ich genauso. Allerdings wirds durch einen ungefährlichen Partysong nicht wirklich besser. Da müsste Mike Candys einfach ziemlich viel mehr konsequenter sein. Britney Spears hat das ja vor einem Jahr schonmal ganz passabel durchgespielt. Da ist dann zwar auch nur ein Popsong draus geworden, aber der sieht in der Inszenierung schon mal wesentlich kaputter und extatischer aus. Warum das so ist, liegt in den Grundannahmen begründet. Bei Britney heißt es Till The World Ends – da gibt es gar keinen Zweifel dran, dass irgendwann mal alles mit lautem Getöse untergeht. Demzufolge ist es tatsächlich möglich (und notwendig), kompromisslos zu feiern. Der Kater danach findet nicht statt. (oder spielt erstmal keine Rolle)
Die europäische Bausparvertrag-Variante lässt sich da lieber ein Schlupfloch. Vielleicht geht die Welt ja doch nicht unter. Also lieber ein bisschen drauf achten, mit wem man da abfeiert. Die facebook-Bilder könnten ja dann doch meinem Chef vor die Augen kommen. Biedere Spießigkeit drückt sich in diesem kleinen Wörtchen “if” aus. Aber das ist natürlich auch genau das Umfeld, aus dem die Produktion kommt. Mike Candys ist kein White Trash. Mike Candys ist wohlbehütete Kindheit und gesellschaftliche Kontrolle, die nicht zulässt, auch mal etwas abseitiger zu denken, zu fühlen und zu leben.
Freitag, 30. März 2012
Mike Candys Ft. Evelyn & Patrick Miller: 2012 ‘If The World Would End’
Freitag, 23. März 2012
Aura Dione Feat. Rock Mafia: Friends
Ehrlich gesagt kann ich diesen unglaublichen Erfolg von Aura Dione immer noch nicht richtig verstehen. Was ist eigentlich dran an dieser Musikerin, dass sie so dermaßen beliebt ist?
Nehmen wir mal ihre aktuelle Single Friends, die sich ja gerade ordentlich durchsetzen kann.Zuerst ma fällt mir dieser Beat auf, der Anfang der 90er unglaublich erfolgreich war und eine ganze Reihe von Hits begleitete. Dann kommt schon bald der Refrain und irgendwie klingt auch der eher nach “schon mal irgendwie gehört”. Da wird also ganz ordentlich auf Marktangepasstheit geschaut damit es mit dem Radioeinsatz auch wirklich funktioniert. Was mich nur jedesmal wieder wundert ist, dass dann tatsächlich auch so viele Menschen Geld dafür ausgeben und sich den Titel holen. Etwas, das nicht stört und irgendwie auch nicht auffällt zu einem Objekt zu machen, welches die Menschen dann auch unbedingt haben wollen, das ist schon eine immer wieder faszinierende Kunst. Ich verstehe, dass Teenager die Welt entdecken und ganz unerfahren erstmal alles mitnehmen, was sich ihnen anbietet. Das Video ist ja tatsächlich auch nett anzuschauen. Aber der Teenie-Markt allein reicht nicht aus, um tatsächlich einen beständigen Hit zu etablieren. Die eher dürftigen Erfolge von Miley Cyrus und Freunden sprechen da Bände. Also gibt es auch eine Menge anderer Musikkonsumenten, die irgendwelche Erlebnisse mit Aura Dione verbinden und sich ihren Sound in die Wohnung holen um sich immer wieder zu erinnern und den Tag irgendwie schöner zu gestalten. Wahrscheinlich liegt die Erklärung zu großen Teilen auch in der weitgehenden Verbreitung der Konsumgesellschaft. Menschen kaufen sich allerlei Kram, den sich nicht wirklich brauchen: seltsame Puppen für’s Regal, Dekoblumen aus Plastik, Handysocken, FengShui-Souvenire … Vielleicht ist Musik eben wirklich nicht viel mehr als akustische Dekoration, Hörtapete. Irgendwie auch ein Gegenstand für eine satte Gesellschaft, ein bisschen überflüssig aber auch nicht weh tuend. Muss ja auch einen Grund haben, warum Aura Dione nun ausgerechnet im deutschsprachigen Raum so erfolgreich ist.
Dass Aura Dione dann auch noch dem entspricht, was ganz gern als exotische Schönheit bezeichnet wird, das hilft beim Verkaufen und Tapezieren natürlich noch einmal ordentlich. Der Verzicht auf das ganz laute Marktgeschreie tut ein Übriges, wahrscheinlich kann sie jetzt noch 10 Jahre weiter ihre Musik veröffentlichen und wird immer wieder Erfolg haben. Schnell ist ja auch vergessen, was sie vor ein oder zwei Jahren gesungen hat.
Interessant bei Friends ist vielleicht noch die Kombination der Produzenten. Offiziell genannt wird das Rock Mafia Team. Die haben sich in den letzten zehn Jahren einen Namen gemacht durch die Produktion und Vermarktung von Teenie-Stars wie Miley Cyrus oder auch Selena Gomez. Mit Friends treten sie erstmals in Europa auch namentlich als Interpreten in Erscheinung und es steht zu erwarten, dass sie demnächst auch als eigenständiger Act auftreten. Ein bisschen scheint hier die nächste Generation von Produzenten die Szene zu betreten. Zwar hat die Rock Mafia immer mal schon für den einen oder anderen Star produziert, nun drängen sie aber etwas deutlicher in den Vordergrund. Auch etwas weichgespülter und weniger eigenständig im Sound. Aber das erwartet man von Produzenten ja durchaus: schön an den Standards entlang und nicht zu sehr polarisieren.
Der Dritte im Bunde ist David Jost. Der ist vor allem bekannt als der Macher und Produzent von Tokio Hotel. Das ist natürlich auch schon ein Weilchen her. Seinen letzten großen Erfolg hatte er mit Keri Hilson und ihrem Song I Like. Bei beiden gab es eine Menge an Wiedererkennungswert oder Identifikationsmöglichkeiten. Bei Aura Dione bleibt auch David Jost vergleichsweise farblos. Eventuell sind es jetzt einfach auch zu viele Beteiligte, die da etwas zu sagen haben. Da ist es klar, dass Kompromisse eingegangen werden und das Ganze weniger kantig wird. Für den kommerziellen Erfolg scheint das jedenfalls richtig gut zu sein.
Nehmen wir mal ihre aktuelle Single Friends, die sich ja gerade ordentlich durchsetzen kann.Zuerst ma fällt mir dieser Beat auf, der Anfang der 90er unglaublich erfolgreich war und eine ganze Reihe von Hits begleitete. Dann kommt schon bald der Refrain und irgendwie klingt auch der eher nach “schon mal irgendwie gehört”. Da wird also ganz ordentlich auf Marktangepasstheit geschaut damit es mit dem Radioeinsatz auch wirklich funktioniert. Was mich nur jedesmal wieder wundert ist, dass dann tatsächlich auch so viele Menschen Geld dafür ausgeben und sich den Titel holen. Etwas, das nicht stört und irgendwie auch nicht auffällt zu einem Objekt zu machen, welches die Menschen dann auch unbedingt haben wollen, das ist schon eine immer wieder faszinierende Kunst. Ich verstehe, dass Teenager die Welt entdecken und ganz unerfahren erstmal alles mitnehmen, was sich ihnen anbietet. Das Video ist ja tatsächlich auch nett anzuschauen. Aber der Teenie-Markt allein reicht nicht aus, um tatsächlich einen beständigen Hit zu etablieren. Die eher dürftigen Erfolge von Miley Cyrus und Freunden sprechen da Bände. Also gibt es auch eine Menge anderer Musikkonsumenten, die irgendwelche Erlebnisse mit Aura Dione verbinden und sich ihren Sound in die Wohnung holen um sich immer wieder zu erinnern und den Tag irgendwie schöner zu gestalten. Wahrscheinlich liegt die Erklärung zu großen Teilen auch in der weitgehenden Verbreitung der Konsumgesellschaft. Menschen kaufen sich allerlei Kram, den sich nicht wirklich brauchen: seltsame Puppen für’s Regal, Dekoblumen aus Plastik, Handysocken, FengShui-Souvenire … Vielleicht ist Musik eben wirklich nicht viel mehr als akustische Dekoration, Hörtapete. Irgendwie auch ein Gegenstand für eine satte Gesellschaft, ein bisschen überflüssig aber auch nicht weh tuend. Muss ja auch einen Grund haben, warum Aura Dione nun ausgerechnet im deutschsprachigen Raum so erfolgreich ist.
Dass Aura Dione dann auch noch dem entspricht, was ganz gern als exotische Schönheit bezeichnet wird, das hilft beim Verkaufen und Tapezieren natürlich noch einmal ordentlich. Der Verzicht auf das ganz laute Marktgeschreie tut ein Übriges, wahrscheinlich kann sie jetzt noch 10 Jahre weiter ihre Musik veröffentlichen und wird immer wieder Erfolg haben. Schnell ist ja auch vergessen, was sie vor ein oder zwei Jahren gesungen hat.
Interessant bei Friends ist vielleicht noch die Kombination der Produzenten. Offiziell genannt wird das Rock Mafia Team. Die haben sich in den letzten zehn Jahren einen Namen gemacht durch die Produktion und Vermarktung von Teenie-Stars wie Miley Cyrus oder auch Selena Gomez. Mit Friends treten sie erstmals in Europa auch namentlich als Interpreten in Erscheinung und es steht zu erwarten, dass sie demnächst auch als eigenständiger Act auftreten. Ein bisschen scheint hier die nächste Generation von Produzenten die Szene zu betreten. Zwar hat die Rock Mafia immer mal schon für den einen oder anderen Star produziert, nun drängen sie aber etwas deutlicher in den Vordergrund. Auch etwas weichgespülter und weniger eigenständig im Sound. Aber das erwartet man von Produzenten ja durchaus: schön an den Standards entlang und nicht zu sehr polarisieren.
Der Dritte im Bunde ist David Jost. Der ist vor allem bekannt als der Macher und Produzent von Tokio Hotel. Das ist natürlich auch schon ein Weilchen her. Seinen letzten großen Erfolg hatte er mit Keri Hilson und ihrem Song I Like. Bei beiden gab es eine Menge an Wiedererkennungswert oder Identifikationsmöglichkeiten. Bei Aura Dione bleibt auch David Jost vergleichsweise farblos. Eventuell sind es jetzt einfach auch zu viele Beteiligte, die da etwas zu sagen haben. Da ist es klar, dass Kompromisse eingegangen werden und das Ganze weniger kantig wird. Für den kommerziellen Erfolg scheint das jedenfalls richtig gut zu sein.
Freitag, 16. März 2012
die ärzte: zeiDverschwÄndung
Gerade hatte man sie vergessen. Gerade war’s so, als hätten sie sich (mal wieder) aufgelöst. Da erscheint eine neue EP und es ist so, als wären die ärzte niemals auch nur eine Sekunde weg gewesen. Dabei ist ihr letztes Album Jazz ist anders tatsächlich schon viereinhalb Jahre alt. Im schnelllebigen Musikgeschäft eine Ewigkeit. Für Ausdauer dürften die ärzte mittlerweile allerdings mehr als bekannt sein. Seit nunmehr fast dreißig Jahren existieren sie nämlich. Und bis zu ihrem ersten nennenswerten kommerziellen Erfolg dauerte es beinahe fünf Jahre. Der Rest ist überall nachzulesen …
Das Phänomen des Trios besteht wohl hauptsächlich darin, dass sie es über die Jahre hinweg immer wieder konsequent geschafft haben, zwischen allen möglichen Zuschreibungen zu existieren. Mainstream genauso wie unangepasst, Teenie-Revoltierende genauso wie arrivierte Rocker, Kultur-TV genauso wie halblegale Videoplattform, Kindergartenpunk mindestens ebenso wie Weltverbesserersound … Und trotzdem gibt es kaum jemanden, der sich ganz bewusst und explizit von ihnen abgewandt hätte (zumindest kenne ich keinen, was am Ende gar nichts beweist). Mittlerweile dürften sich wohl gut und gerne drei Generationen (oder mehr) von Fans um die Band scharen. Und mit dem neuen Werk zeiDverschwÄndung könnte nochmal der eine oder andere dazu kommen. Denn das, was da auf der EP zu hören ist, ist für vier Titel schon reichlich vielfältig. Vielleicht auch ungewohnt. Da bin ich mir nicht sicher, ob es jetzt eine Rückbesinnung auf alte Konzepte aus den Mitt-Achtzigern ist oder eher eine neue Coolness-Haltung wie sie auch The BossHoss zelebrieren. Bei beidem könnte man jetzt schnell was von kommerziellem Ausverkauf herbeizitieren. Und Massenorientierung. Ein Vorwurf, den die Ärzte schon seit Jahren kennen. Aber so einfach ist es dann vielleicht gar nicht. Vielleicht auch doch.
Nicht mögen kann man die Ärzte für vieles. Muss man nur oben in die Liste schauen: Infantilität, Gutmenschentum, zu unüberlegt-spontan, zu rockig, zu sehr Mainstream … Und bei jedem Vorwurf gibt es mindestens einszweidrei Gegenbeispiele, um zu beweisen, dass sie all das eben nicht sind. Jedenfalls nicht nur. Wenn man die Ärzte aber mögen will, dann sollte auf jeden Fall dies ein Grund sein: sie nehmen sich irgendwie nie total ernst , sie können sich supergut selbst auf die Schippe nehmen und damit natürlich auch ihre Fans, und in diesem Hin und Her aus Ironie und (natürlich auch) Selbstherrlichkeit steckt dann die ganze Wahrheit. Und das macht die Ärzte schonmal besser und aufrichtiger als die Masse aller existierenden Bands.
Zum Spaß an diesem ganzen Unsinn gehört natürlich auch ein fleißiges sich Selbst-Zitieren und Verramschen. Wer jetzt also im Video alle Zitate zu älteren Ärzte-Hits rausfindet, der/die muss bei der nächsten Tournee garantiert immer ganz vorn neben der Box stehen.
Zu einer EP gehören natürlich mehrere Titel. Mindestens zu empfehlen, weil – für meine Ohren – am weitesten weg vom bekannten Ärzte-Sound, Quadrophenia. Die wikipedia hält fest, dass es hier ganz direkte Bezüge zur Rockmusik der 60er und 70er gäbe. Ok – an dieser Stelle widerspreche ich sicher nicht sondern ergänze nur: wenn das Retro und Revival ist, dann geht das völlig in Ordnung. Im übrigen ist es für mich überhaupt einer der ersten schlüssigen Erklärungen, warum sich alle Welt zurückwünscht in eine bessere Vergangenheit und dann auch noch genauso kleidet oder benimmt. Großartige Leistung!
Und ganz zum Schluss noch ein Lob: allein dafür, dass die Ärzte dafür sorgen ihre Videos und ihre Songs überall verfügbar zu machen, gehört ihnen ein extra Danke! Da wirds nicht irgendeinem großen Label oder einer Verwertungsgesellschaft überlassen per Verknappung eine große Nachfrage zu erzeugen. Stattdessen umgekehrte Taktik: möglichst viel auf den Markt werfen um möglichst viele Zugriffe zu generieren, die am Ende auch zu mehr Sympathisanten und später dann auch Konzertbesuchern und Sammlern führt. Und die Umsätze im Tonträgergeschäft stimmen seltsamerweise auch. Das geht schwer in Ordnung.
Mutig / Will dich zurück
Freitag, 9. März 2012
UNHEILIG: So wie du warst
Er ist derzeit wahrscheinlich der erfolgreichste deutsche Musiker. In den vergangenen zwei Jahren war nur die Berliner Ethno-Dance-Formation culcha candela häufiger in den offiziellen Single-Charts vertreten.Die neue Single So wie du warst ist bereits der vierte Top 10 Hit innerhalb von zwei Jahren, nur Lena Meyer-Landrut kann (mit ganz viel Eurovisons-Unterstützung) etwas Ähnliches vorweisen. Das Album Große Freiheit stand 23 Wochen an erster Stelle der deutschen Album-Charts und überrundete damit Herbert Grönemeyers Werk Öaus dem Jahr 1988. UNHEILIG scheint nichts stoppen zu können. Und mit Ankündigung des neuen Albums Lichter der Stadt, welches am 16. März erscheinen soll, scheint so etwas wie ein kollektives Koma einherzugehen. Radiostationen haben UNHEILIG sofort in Endlosschlaufe genommen, Autoradiohörer drehen lauter, wenn So wie du warst ertönt. Warum eigentlich?
Sind deutsche Musikkäufer (und damit vor allem junge Menschen) ernsthaft so verunsichert, dass sie sich in romantische Sehnsüchte flüchten? Jemand, der immer da ist, der auf einen aufpasst, der die Familie beschützt – das ist das Versprechen, welches der Graf mit seinem Lied gibt. Natürlich sind es ganz gerne Andeutungen von Tod und Abschied, die in dem Lied auftauchen. Das Versprechen, du wirst nicht vergessen sein, du wirst Teil unseres Lebens bleiben, das klingt natürlich gut. Und gefährlich. Ich kenne genügend Menschen, die es bevorzugen, nicht permanent beschützt zu werden. Selbst Kinder müssen Erfahrungen machen, die ihnen kein Elternteil abnehmen kann, sie brauchen Situationen und Räume, in denen sie lernen können, was es bedeutet, verantwortlich fürs eigene Tun zu sein.
In UNHEILIGs Welt gibt es keine Verantwortung des Einzelnen. Es ist immer eine Familie da, ein Freund, ein Beschützer – wahrscheinlich auch ganz gern ein Führer. Nicht umsonst klingen die Refrain-Chöre enorm nach der starken, geleiteten Masse eines Matrosenchors. Und das alles wünschen sich also Menschen in Deutschland 2012? Jemand, der da ist und sagt wo’s lang geht. Egal ob privat in der Familie, im Job oder auch in der Politik. Bloß nicht zu viel selber entscheiden müssen. Bloß kein eigenes Leben führen. Dann wär man ja womöglich auch noch für eigene Fehler selbst verantwortlich.
Visuell setzt So wie du warst da an, wo auch Geboren um zu leben schon angesiedelt war. Es ist die Erinnerung, die für die schönen Momente steht. Das Jetzt ist irgendwie unwirtlich, traurig, einsam. Am Ende findet der alte Mann seine gesuchte Kindheitserinnerung, und dann gibt es doch noch einen schönen Moment. Allerdings besteht auch der vor allem aus Erinnerung. Warum ist es eigentlich nicht möglich, auch heute mal Glück zu erleben? Wo sind die jungen Menschen von heute, die auch tolle Erlebnisse haben und Freude empfinden? Und wieso müssen sich zwei Menschen denn sofort verstehen, wenn sie nach zig Jahren sich wieder treffen? Ist dazwischen nichts passiert? Haben sich diese Menschen nicht auch verändert durch ihre Leben? – Das blendet das Video aus. Und ich höre schon die Begründung: es sind schließlich nur 4 Minuten, in denen kann man keine komplexen Geschichten erzählen. Außerdem ist es wie im Kino, Menschen wollen nicht permanent die Realität sehen … Leider glaube ich diesen Antworten nicht, denn ich treffe vor allem Menschen, die mir genau das Gegenteil erzählen. Märchen gern, aber nicht immer so langweilig schwarz-weiß. Und diese Verortung der Persönlichkeit in einer überhaupt nicht mehr gültigen Kindheit und Jugend ist dermaßen überflüssig. Bestimmend für das Leben sind meist ganz andere Zeitpunkte. In den meisten Fällen sind das Ereignisse, die vielleicht 10 oder 20 Jahre zurückliegen, aber sicher nicht 40...50...60.
Wenn ich jetzt nach dem Video noch anfange die Inszenierung des Grafen auseinanderzunehmen, dann wird es vermutlich ganz schlimm. Der zeitlos Neutrale, der Unerreichbare, der mit pathetischen Gesten, leidend-verständigem Gesichtsausdruck und stets unbestimmt nach halboben gerichtetem Blick meine Hand halten und mich (beg)leiten möchte … ehm, diese Art von Pfarrer, Erzieher oder Bürgermeister hab ich schon eh und jeh als unangenehm empfunden. Da sind mir die Fishers vom Bestattungsunternehmen aus Six Feet Under sehr viel näher – die haben zwar alle eine Macke und eine ganze Menge Probleme, aber wenigstens wissen sie so viel vom Leben, dass sie Menschen auf gleicher Höhe die Hand reichen können. Und da gibt es dann auch mal was zu lachen statt der ewigen Depressionstrauer.
Sind deutsche Musikkäufer (und damit vor allem junge Menschen) ernsthaft so verunsichert, dass sie sich in romantische Sehnsüchte flüchten? Jemand, der immer da ist, der auf einen aufpasst, der die Familie beschützt – das ist das Versprechen, welches der Graf mit seinem Lied gibt. Natürlich sind es ganz gerne Andeutungen von Tod und Abschied, die in dem Lied auftauchen. Das Versprechen, du wirst nicht vergessen sein, du wirst Teil unseres Lebens bleiben, das klingt natürlich gut. Und gefährlich. Ich kenne genügend Menschen, die es bevorzugen, nicht permanent beschützt zu werden. Selbst Kinder müssen Erfahrungen machen, die ihnen kein Elternteil abnehmen kann, sie brauchen Situationen und Räume, in denen sie lernen können, was es bedeutet, verantwortlich fürs eigene Tun zu sein.
In UNHEILIGs Welt gibt es keine Verantwortung des Einzelnen. Es ist immer eine Familie da, ein Freund, ein Beschützer – wahrscheinlich auch ganz gern ein Führer. Nicht umsonst klingen die Refrain-Chöre enorm nach der starken, geleiteten Masse eines Matrosenchors. Und das alles wünschen sich also Menschen in Deutschland 2012? Jemand, der da ist und sagt wo’s lang geht. Egal ob privat in der Familie, im Job oder auch in der Politik. Bloß nicht zu viel selber entscheiden müssen. Bloß kein eigenes Leben führen. Dann wär man ja womöglich auch noch für eigene Fehler selbst verantwortlich.
Visuell setzt So wie du warst da an, wo auch Geboren um zu leben schon angesiedelt war. Es ist die Erinnerung, die für die schönen Momente steht. Das Jetzt ist irgendwie unwirtlich, traurig, einsam. Am Ende findet der alte Mann seine gesuchte Kindheitserinnerung, und dann gibt es doch noch einen schönen Moment. Allerdings besteht auch der vor allem aus Erinnerung. Warum ist es eigentlich nicht möglich, auch heute mal Glück zu erleben? Wo sind die jungen Menschen von heute, die auch tolle Erlebnisse haben und Freude empfinden? Und wieso müssen sich zwei Menschen denn sofort verstehen, wenn sie nach zig Jahren sich wieder treffen? Ist dazwischen nichts passiert? Haben sich diese Menschen nicht auch verändert durch ihre Leben? – Das blendet das Video aus. Und ich höre schon die Begründung: es sind schließlich nur 4 Minuten, in denen kann man keine komplexen Geschichten erzählen. Außerdem ist es wie im Kino, Menschen wollen nicht permanent die Realität sehen … Leider glaube ich diesen Antworten nicht, denn ich treffe vor allem Menschen, die mir genau das Gegenteil erzählen. Märchen gern, aber nicht immer so langweilig schwarz-weiß. Und diese Verortung der Persönlichkeit in einer überhaupt nicht mehr gültigen Kindheit und Jugend ist dermaßen überflüssig. Bestimmend für das Leben sind meist ganz andere Zeitpunkte. In den meisten Fällen sind das Ereignisse, die vielleicht 10 oder 20 Jahre zurückliegen, aber sicher nicht 40...50...60.
Wenn ich jetzt nach dem Video noch anfange die Inszenierung des Grafen auseinanderzunehmen, dann wird es vermutlich ganz schlimm. Der zeitlos Neutrale, der Unerreichbare, der mit pathetischen Gesten, leidend-verständigem Gesichtsausdruck und stets unbestimmt nach halboben gerichtetem Blick meine Hand halten und mich (beg)leiten möchte … ehm, diese Art von Pfarrer, Erzieher oder Bürgermeister hab ich schon eh und jeh als unangenehm empfunden. Da sind mir die Fishers vom Bestattungsunternehmen aus Six Feet Under sehr viel näher – die haben zwar alle eine Macke und eine ganze Menge Probleme, aber wenigstens wissen sie so viel vom Leben, dass sie Menschen auf gleicher Höhe die Hand reichen können. Und da gibt es dann auch mal was zu lachen statt der ewigen Depressionstrauer.
Freitag, 2. März 2012
Roman Lob: Standing Still
Und das ist jetzt also Unser Star Für Baku. Seltsamerweise – oder vielleicht doch eher: wie zu erwarten war – interessierten sich dann gar nicht sooo viele Menschen für das nächste Casting im TV-Reigen.Woran’s gelegen hat bleibt Spekulation.Sind Thomas D., Stefan Raab und Alina Süggeler weniger cool als NENA & Co.? Oder war es das ungewohnte Live-Voting? Oder war das Auswahlverfahren dann doch zu langweilig wie es schon einige Permanentzuschauer festgestellt haben?
Auch das ist ein bezeichnendes Indiz: statt über den Titel oder den Sänger zu sprechen, rede ich erstmal über die Umstände, wie er zu seinem Erfolg kam. Das zumindest dürfte den meisten Casting-Stars passieren, denn ohne breite TV-Präsenz wären sie nicht die Stars, die sich für mehr oder weniger lang im Licht des Ruhmes bewegen dürfen. Roman Lob könnte zumindest ein klein wenig länger die Chance haben im Rampenlicht zu stehen. Immerhin wird er gewähltermaßen am 26. Mai Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. Und sehr wahrscheinlich folgt in der Zwischenzeit und auch danach eine ganze Menge TV-Präsenz über das Stefan Raab-Fernsehimperium.
Zum Titel selbst: Standing Still ist eine recht kraftvolle Pop-Ballade. Und aus eigener Erfahrung behaupte ich, sie hat tatsächlich Hitpotenzial. Während mir der Titel das erste Mal begegnete dachte ich noch, nun, ob das wirklich reicht, sich zum Beispiel gegen pompös inszenierten Trash aus sonstwo durchzusetzen? Aber danach hatte ich die Melodie tatsächlich im Ohr – trotz weiterer Musik, die dazwischen lief. Irgendwas ist da also vorhanden an Eingängigkeit. Und dabei klingt es gar nicht mal so sehr anbiedernd. Vielleicht schon etwas gefühlsduselig – und warum muss es denn ausgerechnet schon wieder eine Ballade sein, die da gewinnt? (Ok, die letzten beiden Jahre waren richtige Popsongs mit Rhythmus und Schwung und so) Ballade hin oder her – ganz ehrlich: da haben wir doch schon wesentlich schlimmere Ergebnisse gehört und gesehen.
Dass Roman Lob, der Kuschelbär, auf Romantik und mehr oder weniger Schmusekurs abonniert ist, zeigen die beiden anderen Titel, mit denen er ins Rennen ging: Conflicted und Alone bedienen ziemlich genau das gleiche Genre, obwohl sie von komplett anderen Autoren stammen. Auch während der verschiedenen Casting-Stufen hat’s ihn immer wieder in die Richtung getrieben. Das kann er halt ganz gut bedienen. Und nicht umsonst ist er gern auch mal der Sänger mit den Rehaugen.“ Auf Romantik abonniert würd ich das mal nennen. Oder warum lässt sich jemand aus Liebe zur Musik ein farbiges Mikrofon auf die Brust tätowieren. Wie weltfern und verklärt sind denn junge Menschen heute eigentlich?
Wie schon bei Ivy Quainoo würd ich auch den Wunsch äußern nach einem komplett anderen Stil. Vielleicht mal was Lebensfrohes? Aber Roman Lob fühlt sich pudelwohl in seiner Ecke und alles andere wäre für ihn aufgesetzt und unglaubwürdig. Ob die Romantik-Kuschel-Schiene aber auf Dauer aushaltbar bleibt und vor allem wie aufregend das wirklich wird, das kann man eigentlich schon jetzt beantworten.
Weil das Lied nun als der deutsche Beitrag beim immerhin größten europäischen Song-Wettbewerb auf die Probe gestellt wird, sind wohl auch noch ein paar wenige Worte zu den Umständen des Contests nötig. Gern und immer wieder wird darauf verwiesen, dass die Veranstaltung ja total unpolitisch sei. Deshalb ja auch die Wahl von meistenteils sehr belanglosen Liedchen (die durchaus Popqualitäten haben, aber eben höchstens zum Tageshit reichen). In der Realität entpuppt sich aber die Veranstaltung nahezu in jedem Jahr als zumindest Bühne für Politisches. Die tatsächlichen Interessen und Bedürfnisse von Menschen sind nicht einfach wegzublenden. Und im Grunde wäre es an der Zeit, sich dieser Situation zu stellen. Die Kampagne Sing For Democracy versucht genau das: Liederwettbewerb JA, aber bitte nicht wegschauen und vergessen, dass Aserbaidschan nicht einfach nur ein tolles und exotisches Austragungsland ist. Vielleicht schafft es ja auch der Kuschel-Roman ein entsprechendes Statement von sich zu geben. Oder hat ihm das die Pro7-ARD-Riege verboten?
Auch das ist ein bezeichnendes Indiz: statt über den Titel oder den Sänger zu sprechen, rede ich erstmal über die Umstände, wie er zu seinem Erfolg kam. Das zumindest dürfte den meisten Casting-Stars passieren, denn ohne breite TV-Präsenz wären sie nicht die Stars, die sich für mehr oder weniger lang im Licht des Ruhmes bewegen dürfen. Roman Lob könnte zumindest ein klein wenig länger die Chance haben im Rampenlicht zu stehen. Immerhin wird er gewähltermaßen am 26. Mai Deutschland beim Eurovision Song Contest vertreten. Und sehr wahrscheinlich folgt in der Zwischenzeit und auch danach eine ganze Menge TV-Präsenz über das Stefan Raab-Fernsehimperium.
Zum Titel selbst: Standing Still ist eine recht kraftvolle Pop-Ballade. Und aus eigener Erfahrung behaupte ich, sie hat tatsächlich Hitpotenzial. Während mir der Titel das erste Mal begegnete dachte ich noch, nun, ob das wirklich reicht, sich zum Beispiel gegen pompös inszenierten Trash aus sonstwo durchzusetzen? Aber danach hatte ich die Melodie tatsächlich im Ohr – trotz weiterer Musik, die dazwischen lief. Irgendwas ist da also vorhanden an Eingängigkeit. Und dabei klingt es gar nicht mal so sehr anbiedernd. Vielleicht schon etwas gefühlsduselig – und warum muss es denn ausgerechnet schon wieder eine Ballade sein, die da gewinnt? (Ok, die letzten beiden Jahre waren richtige Popsongs mit Rhythmus und Schwung und so) Ballade hin oder her – ganz ehrlich: da haben wir doch schon wesentlich schlimmere Ergebnisse gehört und gesehen.
Dass Roman Lob, der Kuschelbär, auf Romantik und mehr oder weniger Schmusekurs abonniert ist, zeigen die beiden anderen Titel, mit denen er ins Rennen ging: Conflicted und Alone bedienen ziemlich genau das gleiche Genre, obwohl sie von komplett anderen Autoren stammen. Auch während der verschiedenen Casting-Stufen hat’s ihn immer wieder in die Richtung getrieben. Das kann er halt ganz gut bedienen. Und nicht umsonst ist er gern auch mal der Sänger mit den Rehaugen.“ Auf Romantik abonniert würd ich das mal nennen. Oder warum lässt sich jemand aus Liebe zur Musik ein farbiges Mikrofon auf die Brust tätowieren. Wie weltfern und verklärt sind denn junge Menschen heute eigentlich?
Wie schon bei Ivy Quainoo würd ich auch den Wunsch äußern nach einem komplett anderen Stil. Vielleicht mal was Lebensfrohes? Aber Roman Lob fühlt sich pudelwohl in seiner Ecke und alles andere wäre für ihn aufgesetzt und unglaubwürdig. Ob die Romantik-Kuschel-Schiene aber auf Dauer aushaltbar bleibt und vor allem wie aufregend das wirklich wird, das kann man eigentlich schon jetzt beantworten.
Weil das Lied nun als der deutsche Beitrag beim immerhin größten europäischen Song-Wettbewerb auf die Probe gestellt wird, sind wohl auch noch ein paar wenige Worte zu den Umständen des Contests nötig. Gern und immer wieder wird darauf verwiesen, dass die Veranstaltung ja total unpolitisch sei. Deshalb ja auch die Wahl von meistenteils sehr belanglosen Liedchen (die durchaus Popqualitäten haben, aber eben höchstens zum Tageshit reichen). In der Realität entpuppt sich aber die Veranstaltung nahezu in jedem Jahr als zumindest Bühne für Politisches. Die tatsächlichen Interessen und Bedürfnisse von Menschen sind nicht einfach wegzublenden. Und im Grunde wäre es an der Zeit, sich dieser Situation zu stellen. Die Kampagne Sing For Democracy versucht genau das: Liederwettbewerb JA, aber bitte nicht wegschauen und vergessen, dass Aserbaidschan nicht einfach nur ein tolles und exotisches Austragungsland ist. Vielleicht schafft es ja auch der Kuschel-Roman ein entsprechendes Statement von sich zu geben. Oder hat ihm das die Pro7-ARD-Riege verboten?
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