Ehrlich gesagt kann ich diesen unglaublichen Erfolg von Aura Dione immer noch nicht richtig verstehen. Was ist eigentlich dran an dieser Musikerin, dass sie so dermaßen beliebt ist?
Nehmen wir mal ihre aktuelle Single Friends, die sich ja gerade ordentlich durchsetzen kann.Zuerst ma fällt mir dieser Beat auf, der Anfang der 90er unglaublich erfolgreich war und eine ganze Reihe von Hits begleitete. Dann kommt schon bald der Refrain und irgendwie klingt auch der eher nach “schon mal irgendwie gehört”. Da wird also ganz ordentlich auf Marktangepasstheit geschaut damit es mit dem Radioeinsatz auch wirklich funktioniert. Was mich nur jedesmal wieder wundert ist, dass dann tatsächlich auch so viele Menschen Geld dafür ausgeben und sich den Titel holen. Etwas, das nicht stört und irgendwie auch nicht auffällt zu einem Objekt zu machen, welches die Menschen dann auch unbedingt haben wollen, das ist schon eine immer wieder faszinierende Kunst. Ich verstehe, dass Teenager die Welt entdecken und ganz unerfahren erstmal alles mitnehmen, was sich ihnen anbietet. Das Video ist ja tatsächlich auch nett anzuschauen. Aber der Teenie-Markt allein reicht nicht aus, um tatsächlich einen beständigen Hit zu etablieren. Die eher dürftigen Erfolge von Miley Cyrus und Freunden sprechen da Bände. Also gibt es auch eine Menge anderer Musikkonsumenten, die irgendwelche Erlebnisse mit Aura Dione verbinden und sich ihren Sound in die Wohnung holen um sich immer wieder zu erinnern und den Tag irgendwie schöner zu gestalten. Wahrscheinlich liegt die Erklärung zu großen Teilen auch in der weitgehenden Verbreitung der Konsumgesellschaft. Menschen kaufen sich allerlei Kram, den sich nicht wirklich brauchen: seltsame Puppen für’s Regal, Dekoblumen aus Plastik, Handysocken, FengShui-Souvenire … Vielleicht ist Musik eben wirklich nicht viel mehr als akustische Dekoration, Hörtapete. Irgendwie auch ein Gegenstand für eine satte Gesellschaft, ein bisschen überflüssig aber auch nicht weh tuend. Muss ja auch einen Grund haben, warum Aura Dione nun ausgerechnet im deutschsprachigen Raum so erfolgreich ist.
Dass Aura Dione dann auch noch dem entspricht, was ganz gern als exotische Schönheit bezeichnet wird, das hilft beim Verkaufen und Tapezieren natürlich noch einmal ordentlich. Der Verzicht auf das ganz laute Marktgeschreie tut ein Übriges, wahrscheinlich kann sie jetzt noch 10 Jahre weiter ihre Musik veröffentlichen und wird immer wieder Erfolg haben. Schnell ist ja auch vergessen, was sie vor ein oder zwei Jahren gesungen hat.
Interessant bei Friends ist vielleicht noch die Kombination der Produzenten. Offiziell genannt wird das Rock Mafia Team. Die haben sich in den letzten zehn Jahren einen Namen gemacht durch die Produktion und Vermarktung von Teenie-Stars wie Miley Cyrus oder auch Selena Gomez. Mit Friends treten sie erstmals in Europa auch namentlich als Interpreten in Erscheinung und es steht zu erwarten, dass sie demnächst auch als eigenständiger Act auftreten. Ein bisschen scheint hier die nächste Generation von Produzenten die Szene zu betreten. Zwar hat die Rock Mafia immer mal schon für den einen oder anderen Star produziert, nun drängen sie aber etwas deutlicher in den Vordergrund. Auch etwas weichgespülter und weniger eigenständig im Sound. Aber das erwartet man von Produzenten ja durchaus: schön an den Standards entlang und nicht zu sehr polarisieren.
Der Dritte im Bunde ist David Jost. Der ist vor allem bekannt als der Macher und Produzent von Tokio Hotel. Das ist natürlich auch schon ein Weilchen her. Seinen letzten großen Erfolg hatte er mit Keri Hilson und ihrem Song I Like. Bei beiden gab es eine Menge an Wiedererkennungswert oder Identifikationsmöglichkeiten. Bei Aura Dione bleibt auch David Jost vergleichsweise farblos. Eventuell sind es jetzt einfach auch zu viele Beteiligte, die da etwas zu sagen haben. Da ist es klar, dass Kompromisse eingegangen werden und das Ganze weniger kantig wird. Für den kommerziellen Erfolg scheint das jedenfalls richtig gut zu sein.
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