Dieser Tage kommt man natürlich nicht an der EURO2012 vorbei. Auch oder erst recht nicht, wenn man sich mit populären Songs auseinandersetzen will. Fußball ist so flächendeckend präsent, legt derartig das komplette Leben lahm, dass natürlich auch irgendwie jeder zweite momentane Hit irgendeine Beziehung zum Großereignis hat. Interessant ist jeweils, welche Songs es denn tatsächlich schaffen, die Euphorie und Hoffnung so zu transportieren, dass sie auch von einer breiten Masse akzeptiert werden. Nicht unwesentlich bei diesem Wettstreit ist der Einsatz im Fernsehen. Und hier geschehen schon bemerkenswerte Dinge.
Während nämlich die eigentlichen Veranstalter der UEFA auf lustig sommerpopiges Multikult setzen, gut tanzbar, Party und Friede Freude Eierkuchen, präsentiert von OCEANA–während also offiziell das Fest(ival) beworben wird, setzen die deutschen Anstalten einheitlich auf Rock. Ohne Kompromisse. Fußball in Deutschland, das ist eben immer noch Männersache. Da soll dann auch in der Begleitmusik dazu nicht irgendwie eine Frau auch nur auftauchen. Die ARD hat sich dann auch gleich mit den Toten Hosen ein paar nationale Veteranen geholt, das ZDF geht da eher international vor und bringt Linkin Park in Stellung. Natürlich hat das ZDF auch noch einen Alternativsong im Gepäck. Mit Los Colorados sogar einen echt ukrainischen–aber der läuft im Grunde eher unter “ferner liefen”.
Linkin Park also – die Jungs stehen ganz ungebrochen für Männlichkeit und Stärke. Laut muss es sein, gern auch elektronisch übertüncht um die ganze Last der Gegenwart darzustellen und der Gesang darf schonmal zum lauten Aufschrei werden, bei dem auch die Stimme versagt. Aber Linkin Park sind nicht nur laut und brüllen ihren Schmerz in die Welt. Die Jungs haben auch eine Seele und Gefühle. Die zwar niemals den kompletten Sound bestimmen, aber wenn Sänger Mark Wakefield mal etwas an Druck aus der Stimme nimmt, dann klingt er ordentlich bemitleidenswert.
Wie schon Tage wie diese von den Toten Hosen so war auch Linkin Parks Burn It Down vor der EM bereits ordentlich populär. Bereits als reine Download-Single war die Nachfrage groß genug um eine ansehnliche Platzierung in den Verkaufscharts zu gewährleisten. Mit Erscheinen des Songs auf CD plus Video gabs dann eigentlich kein Halten mehr. Dennoch macht der Dauereinsatz durchs Fernsehen den Titel erst richtig zum Allgemeingut. Zuvor hatten Linkin Park schon einige Hits. Die sich auch über längere Zeit auf Rockstationen halten konnten. Aber irgendwo gab es dann doch immer eine Grenze. Ganz Konsens waren sie wohl nie. Weder mit What I’ve Done noch mit New Divide und auch nicht mit Numb / Encore. Linkin Park blieb immer auch irgendwie etwas für vermeintliche Rebellen und nicht ganz Angepasste.
Dieses Mal könnte das wirklich anders sein. Auf jeden Fall lässt sich jetzt schon behaupten (und anhand von Verkaufszahlen zumindest belegen), dass Burn It Down der größte Erfolg der Band in Deutschland ist. Und das ist sicher nicht nur der breite mediale Einsatz. Auch vom Sound her ist Burn It Down überraschend melodiös, nahezu pathetisch, breites Leinwandgefühl. Gut geeignet zum Mitgrölen. Zum Beispiel in Fußballstadien. Oder auf der Party nach dem Public viewing.
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