Es ist natürlich schön, wenn man jungen Musikern dabei zusehen kann, wie sie eine eigene Handschrift entwickeln und damit sogar zu Erfolg kommen. Gerade im Bereich DJ/Produzent ist das gar nicht so oft der Fall. Weil sampeln und kopieren in der Dancemusic quasi die Grundlage bildet, bemühen sich viele der Jung-Produzenten gar nicht um einen eigenen Stil, sondern setzen sich einfach drauf auf gängige Trends. Wenn sie es besonders gut machen, dann flippen die Leute dennoch aus und der Euro rollt.
Ein paar wenige haben wirklich eigene Ideen und basteln die in ihre Tracks. Der Norweger KYGO zum Beispiel. Der hat vor etwa einem Jahr dafür gesorgt, dass Ed Sheerans I See Fire noch ein bisschen mehr wurde als der reduziert-romantische Folk-Hit: Mit künstlichem Glockengeläut ließ er mich aufhören. Verspielt-kitschig und doch mit einer gewissen Coolness.
Danach durfte er sich auch an Coldplay offiziell versuchen, was den Song Midnight tatsächlich in eine komplett andere Sphäre transportiert. Auf seiner Soundcloud-Seite gab es dann sogar ganz hübsche MashUps zu entdecken, ebenfalls im Neu-Remix. Und nun ist die Zeit also heran für eigene Produktionen.
Mit Firestone verlässt sich KYGO auf alles das, was er zuvor an anderen Tracks ausprobiert hat. Das ist auch ein klein wenig schade – denn recht schnell stellt sich doch das Gefühl ein: Kenn ich! Und ob mit Conrad (Sewell) jetzt tatsächlich so eine einmalig charismatische Stimme zu hören ist, wage ich leicht anzuzweifeln. Das kommt dann doch ganz schön jammerig-verweint daher. Das, obwohl Firestone von einem sehr schönen, euphorischen und optimistischen Moment erzählt. Alles scheint möglich, alles ist verheißungsvoll und jede der Aussichten ist richtig gut. Da weiß ich gar nicht, warum der Gesang dann doch eher klingt, als wäre gleich ein großer Verlust zu beklagen. Können wir nicht mehr genießen weil wir Angst haben, das Schöne könnte nicht von Dauer sein?
Die Produktion von KYGO setzt da doch eher auf die klassischen dramaturgischen Kniffe mit Unterbrechung, Verzögerung und Einsatz der Hookline auf den Punkt. Schön ist, dass er dabei nicht zu brachial vorgeht. Das ist zwar Stadionparty, aber ohne die Holzhammer-Bässe. Vielleicht so etwas wie: Deep House goes Dancefloor - oder umgekehrt. Das könnte beiden Stilen ganz gut tun und vielleicht ist KYGO hier tatsächlich so etwas wie ein prominenter Tempomacher. Oder eigentlich Entschleuniger. Denn, das was seinen Mixen und Produktionen fast immer eigen ist, ist der doch ordentlich verlangsamte Beat. Der deshalb aber nicht minder tanztauglich ist.
Allerdings hab ich auch das Gefühl, KYGO sollte sehr bald sein Panflöten-Glöckchen-Repertoire erweitern. Oder auch mal darauf verzichten. Auf Dauer ist dieser Sound nämlich nicht auszuhalten bzw. bekommt ganz schön großes Kitsch-Potenzial.
Mir ist nach diesem Artikel eines unklar:
AntwortenLöschenWillst du, dass Leute wie Kygo ihren eigenen Stil behalten oder dass sie ihn doch erweitern bzw. ganz aufgeben?
Erweitern und weiterentwickeln fänd ich ganz schön. Ein Rezept erarbeiten und dann bis zum abwinken ausschlachten finde ich tatsächlich langweilig.
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