Nun erobert also die Generation Youtube den Mainstream.
Dass Teenager mit ihren selbstgebastelten Kanälen eine ganz gehörige Anzahl von Abonennten und Fans um sich scharen, dürfte seit einigen Jahren weithin bekannt sein. Ob Schminktipps, Rezensionen von Online-Games, Beschimpfungen des treuen Publikums oder eben möglichst witzige Coverversionen von Hits – Woche für Woche stehen unzählige neue Folgen im Netz bereit und werden geschaut, gemocht und geteilt.
Vor drei-vier Jahren begannen dann die ersten Stars ihre Produkte auch in bare Münze umzusetzen, indem sie nicht einfach nur auf Abonenntenzahlen und Werbeeinnahmen setzten, sondern ihre Songs direkt zum Kauf anboten. DieLochis, ApeCrime, Y-Titty waren die ersten Komiker, die dann auch in den Charts auftauchten. Mit ordentlichen Verkaufszahlen, die in ihren besten Zeiten sogar Top 10-Status erreichten. Aber getreu dem schnelllebigen Internet auch binnen Wochenfrist in den meisten Fällen wieder uninteressant und verschwunden waren.
Es folgten, die ernsthafteren Sänger und Liedermacher (lustigerweise auch hier alles nur Jungs oder junge Männer): LionT, KayEf und zuletzt richtig bodenständig Joel Brandenstein. Insgesamt sehr viel massenkompatibler, aber offenbar immer noch zu sehr mit der Internet-Meute verflochten. Kurze Chartausflüge ja – Einsätze im Radio nein. Zu schwerfällig und konservativ ist da doch das bestehende Airplay-System. Die Musikauswahlroboter greifen eben immer noch vor allem auf das zurück, was ihnen die Promo-Maschinerie der großen Label vor die Füße wirft.
Und nun ist mit Philipp Dittberner einer auf der Bildfläche erschienen, der es doch tatsächlich in die Radio-Rotation geschafft hat und mit Wolke 4 einen echten Hit gelandet hat. So sehr gefragt, dass es seit Ende März den Titel sogar als CD-Single zu erwerben gibt. Das ist im Jahr 2015 wirklich eine Ehre und alles andere als selbstverständlich.
Was macht Philipp Dittberner anders als seine Vorgänger? Zum einen hat sein Song mit dem Remix durch den Hannoveraner Marvin Webb eine enorm trendige Überarbeitung im DeepHouse-Stil erfahren. Das passt hervorragend in das, was uns mit Mr. Probz, Milky Chance und Lost Frequencies seit etwas mehr als eineinhalb Jahren geradezu permanent zududelt.
Dann gab es für Philipp Dittberner eben doch diesen Moment, der ihn über seine treuen Internet-Fans nochmal einem breiteren Publikum vorstellte. In diesem Fall war es ein Musikwettbewerb für Newcomer innerhalb der Berlin Music Week. Da saßen dann die Redakteur*innen von Fritz (denn dort gibt es ja die richtig gute Musik zu entdecken, nicht im Netz) - und waren begeistert.
Tja, und dann kommt bei dem jungen Songschreiber noch hinzu, dass er anders als (fast) alle seine Vorgänger eben sehr sehr geerdet daher kommt. Er ist eben nicht mit einem Youtube-Kanal präsent, sondern seit etwas mehr als zwei Jahren auf Soundcloud. Und damit bei einer komplett anderen Sorte von Musikliebhabenden. So kam auch der viel bessere Kontakt zu Marv zustande. Auf youtube gibt es kaum gute Remixe. Weil sich dort zumeist nicht die Cracks der Szene rumtreiben. Sondern eher die, die schnellen Spaß (und Erfolg) wollen.
Auch in der Vermarktung bleibt Philipp Dittberner ordentlich zurückhaltend. Sein Interview auf couch.fm liest sich wie das eines Menschen, der jahrelang im Business unterwegs war. Verzicht auf den schnellen Euro, Bewusstsein über die Kurzlebigkeit des Erfolgs und ein grundsätzliches Nachdenken darüber, wie die Liebe zur Musik tatsächlich eine Lebensgrundlage sein kann ohne sich zu verkaufen. Deshalb hat er sich auch nicht bei einem großen Label unter Vertrag begeben, sondern lässt sich hübsch besonnen von Grönland Records vertreiben. Alle Achtung!
Bei so viel Selbstbewusstsein und Genauigkeit ist es geradezu natürlich, dass auch die Textwelten von Philipp Dittberner alles andere als das kurze Glück beschreiben. Wolke 4 holt das reale Leben in den Pop. – Ohne dabei unpoetisch zu sein.
Vor drei Jahren war es noch Wolke 7, also das Höchste, das Nonplusultra, das es zu erstreben und zu besingen galt. Darunter ging gar nichts.
Mittlerweile gab es eine Rückbesinnung auf die Normalität und jetzt stellen wir fest: Wolke 4 ist eben auch schon großartig. Da muss man sich gar nicht langweilen.
Ein bisschen ist dieser Song die finale Absage an den überbordenden Luxuswahn der 00er, der uns ja bis heute noch immer mal wieder heimsucht: siehe die Eskapaden von David Guetta und Calvin Harris. Glück sind nicht nur schnelle Autos und Champagner, Glück kann auch das Frühstück morgens zu zweit sein. Oder der gemeinsam erlebte Nachmittag. Oder auch die Fähigkeit, sich nicht im Alltag gegenseitig fertig zu machen. – Sehr hübsch, diese Einstellung. Und in ihrer Normalität eher ungewöhnlich.
Jetzt muss Philipp Dittberner eigentlich nur noch sein Ausdrucksrepertoire etwas erweitern oder besser ausschöpfen. Im Vergleich seiner veröffentlichten Songs untereinander bleibt er sich nämlich bislang noch etwas zu sehr treu. Das könnte dann doch recht schnell wieder das Ende darstellen für seine Musikkarriere.
Am 27.8.2016 sollte ein Konzert des Künstlers in Demmin ab 20.00 Uhr stattfinden.Nach 2 Stunden habe wir uns erlaubt zu fragen,wann das Konzert beginnt.Antwort um23.00 Uhr.Um diese Uhrzeit nachgefragt.Antwort:der Künstler wäre noch im Hotel und es begänne erst um 23.30.Diese verarsche haben wir dann nicht mitgemacht und sind dann gegangen.Das Eintrittsgeld haben wir abgeschrieben und den Künstler auch.Das restliche Publikum tat uns leid.Dieses Gehabe war uns zuwider.
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