Freitag, 1. März 2019

Shirin David: Gib ihm



Wer wissen will, wie die Gesellschaft in Deutschland drauf ist, derdie muss sich einfach das Video zu Shirin Davids Nummer 1-Hit Gib ihm anschauen. (Eigentlich genügt es auch, den Song ohne Video zu hören, aber wir stehen ja so viel mehr auf Bilder als auf Worte ...) Da ist alles Fake - die Lippen, die Nägel, die Wimpern ... der Rest ist gekauft von der Werbeindustrie. Heißt übersetzt: Von allem zu viel. Und zwar ordentlich. Aber das entspricht offenbar dem Ideal von Erfolg und Schönheit. Ich kann mehr also bin ich mehr.

In der zur Schau gestellten Geschmacklosigkeit wird es zwar weder von den Luxusfirmen, noch von den um sie drumrum gebauten Marketingjournalen so propagiert. Egal. Shirin David und ihre Fans haben ein eigenes Universum mit ganz eigenen Wertmaßstäben und Bezugssystemen erschaffen. Und da gilt nur: Geld und Luxus.



Also posen halbangezogene Frauen vor allem mit ihren Ärschen und Oberweiten in eindeutig sexuell aufgeladenen Stellungen herum. Das Ganze wird verkauft als moderne Selbstbestimmtheit. Das was die affigen Jungs permanent behaupten, können die Frauen schon lange und noch viel besser. Komm erst mal auf meine Höhe, du Hurensohn. Immerhin das hat Shirin David drauf: von dahergelaufenen RapStars und Ghetto-Typen lässt sie sich nichts vormachen. Sie will immer noch mehr, als er ihr geben kann. Und vor allem: Sie kann es sich ganz cool viel viel einfacher selbst besorgen.

Emanzipation beginnt also vor allem mit der vorhandenen Kohle. Komisch, dass das in all den gesellschaftlichen Diskussionen von Gender-Ungerechtigkeiten so gern abgestritten wird. Ist Shirin David hier einfach schon einszwei Jahrzehnte voraus und zeigt uns, was sein könnte, wenn Frauen eben die gleichen Chancen und Zugänge zu materiellen Werten hätten wie Männer?

Lustig ist das natürlich auch überhaupt nicht. Denn ob nun Kerle mit ihrem dicken Schwanz protzen oder Weiber - am Ende geht es doch nur drum möglichst viele kleiner und schwächer aussehen zu lassen. Keine neue Vision davon, wie ein Miteinander auch funktionieren könnte.

Und so segelt Shirin David immer schön am Mainstream entlang: erst mit ihrem Youtube-Kanal, dann als Jurorin bei DSDS und nun also als HipHop-Diva. Schön ist allemal, dass sie die Jungs in ihrem Video wirklich wie debil gezüchtete Schosshündchen aussehen lässt.

Ansonsten: der Beat von Paul NZA allein hätte mir als Hit auch schon gereicht.


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