Freitag, 27. April 2018

Ariana Grande: No Tears Left To Cry



Wer hält Ariana Grande eigentlich für einen wirklichen Star?
Wenn man die Berichte über sie liest und die Teenie-Hysterie beobachtet, die um sie herrscht, dann könnte man eigentlich glauben, dass sie wirklich etwas Außergewöhnliches ist. Schaut man dann aber auf die Zahlen, bekommt dieses Bild Risse. Kein einziger Nummer 1-Hit in den USA. In Deutschland schafft es gerade jetzt No Tears Left To Cry zu Top 10 Status. Die Alben performen das schon besser. Superstar find ich trotzdem etwas arg hoch gegriffen.

Kann natürlich sein, dass Chartplatzierungen heutzutage gar nicht mehr so viel über Relevanz aussagen. Zumal die virtuelle Präsenz derzeit wesentlich bestimmender ist für das kulturelle Gedächtnis als irgendwelche Popsongs oder Alben. Und in der Hinsicht kommt man an Ariana Grande irgendwie nicht vorbei.

Auch nicht, wenn einem ihr Häschenkostüm aus der Dangerous Woman-Vermarktung zum Himmel schreiend grenzdebil erscheint. Die Kindchennummer zieht die 25jährige auch mit ihrer neuesten Nummer gnadenlos durch. Oh ja, sie darf richtig tolle Ballkleider tragen, und das Video zitiert die eine oder andere große Geste von echten Ikonen. Aber dann guck ich in ihren Unschuldslämmchen-Augenaufschlag und denke: Werd' endlich erwachsen!



Das Schlimme an Ariana Grande ist, dass sie diese dämliche Nummer des doofen Spielzeug-Girlies immer wieder und wieder spielt. Hat sie überhaupt keine anderen Träume als nur ein kleines Spielzeug zu sein? Ist ihre Vorstellung von Leben wirklich nichts anderes als Barbie-Püppchen?
Bebe Rexha und Rita Ora kriegen das doch auch hin. Und sind deshalb nicht weniger sexy.

Jetzt hat Ariana Grande also ein neues Album angekündigt. Und die Hyterie kennt scheinbar keine Grenzen. Was bedeutet das eigentlich, wenn so ein Kindchen so vergöttert wird?
Könnte sein, dass hier die Kids dieser Republik ein Idol erkennen, das ganz nah bei ihnen ist. Scheinbar nur einzweidrei Jahre älter - und schon so glamorös, so erfolgreich, so supersexy. Wie sie das nur hinkriegt? Bei Mama am Schminktisch wird das nie so gut.

Ja - Ariana Grande ist ein Star. Im Teenie-Business. Das hat für viele Bedeutung. Und man muss es sicher auch ernst nehmen. Denn die Werte, die sie verkörpert sind die Werte, nach denen wir übermorgen leben werden. Das sieht bis jetzt nicht sehr lustig aus. Und ob Ariana Grande es irgendwann mal wagt, erwachsen zu werden? So lange sie als Lolita-Baby Erfolg hat, vermutlich nicht.

Freitag, 20. April 2018

calvin harris & dua lipa:
one kiss



Es ist tatsächlich erstaunlich wie es Calvin Harris schafft mit durchschnittlichster Mittelmäßigkeit Hits zu landen. Offenbar gibt es in seinen glattgebürsteten Produktionen doch irgendeinen Funken, der einen minimalen Unterschied zu allen anderen Massenproduktionen macht. Könnte sein, dass er jeweils einen Hauch besser den aktuellen Zeitgeist erkennt.

Im Fall von One Kiss ist es mal das gnadenlos durchdefinierte 90er-Jahre-Revival. Deep House wie er vor 25 Jahren erfunden wurde und in den Clubs independentmäßig hoch und runter lief. Schön unterlegt mit damals schon Retro-Seventies-Orgel. Wir befinden uns immer noch in der Verweishölle. Das Video macht den ganzen Spaß dann auch genauso mit. Cut up/CopyPaste/Collage.



Das Schlimme an Calvin-Harris-Hits ist ja vor allem, dass sie ganz gut in das aktuelle Gefühlsleben passen, einen begleiten – aber ein halbes Jahr später kann ich mich gar nicht mehr richtig dran erinnern, dass da mal was war. Lässt sich schön überprüfen, indem man mal die Hits des DJs in einer Reihe aufgelistet sieht. Da gibt es vielleicht die Rihanna-Kollaboration This Is What You Came For, da gibt es vielleciht auch noch Summer - so richtige Gassenhauer sind das alles aber eher nicht.

Könnte natürlich sein, dass diese Kurzlebigkeit auch der Grund für Calvin Harris' Erfolg ist. Zack hab ich vergessen, wie der letzte HIt klang .... kann ich doch sofort den nächsten, ganz ähnlichen abfeiern. Für mich bleibt dieser Mann ein Phänomen.

So wenig, wie ich verstehe, was genau seine Geheimrezept ist, so wenig verstehe ich die Wahl der Sängerin für One Kiss. OK - Dua Lipa scheint ja sowas wie das neue weibliche Hitwunder zu sein. Was sie auf den Markt wirft, geht in die Top 10. Dabei strotzen auch ihre Songs eher vor mittelmäßiger Gelangweiltheit. Ich bin mit ihren Songs jedenfalls bislang noch nicht warm geworden. Das liegt ganz wesentlich an der Art ihres Gesangs.

Auch auf One Kiss zelebriert sie diese seltsam desinteressierte Haltung bis ins letzte Detail. Ein Kuss reicht, um dich in mich verliebt zu machen...
Und wenn sie dann singt, dass sie nicht mehr schlafen kann, weil in ihr gerade der Himmel herumtobt ... dann klingt das in meinen Ohren eher gequält als euphorisch.

Na gut - One Kiss könnte in in diesem Sommer begleiten. Ist nicht das Schlechteste, was uns da passiert. Man muss ja Tageshits auch nicht immer verstehen.

Freitag, 13. April 2018

Capital Bra: 5 Songs in einer Nacht

Und plötzlich ist er Nr. 1 - aus dem Stand. Vor einem Jahr hat Capital Bra sich grad noch gefreut wenn er es in die obere Hälfte der Kommerz-Charts schaffte. Und jetzt? Wiederholt er das, was zuletzt Kollegah & Farid Bang vor gut einem Jahr hingelegt haben. Allerdings mit einer Menge mehr Humor.

Das was Capital Bra mit 5 Songs in einer Nacht vorlegt, ist Kindergarten pur. Das Video albern von 1 bis 10. Hat nix zu tun mit Blyat, dem Vorgängeralbum. Das verarscht auf seine Art den kompletten Rap-Kosmos.

Schon der Beginn: Instrumentierung wie bei Jasmine Thompson oder ist es der neue Kygo. Der Refrain zum mitsingen und schunkeln - da freut sich das Volk. Das ist am Kirmes-Rap ziemlich nahe dran - und deshalb auch viel weniger lustig als Bausa. Der zieht sich ja sogar selbst durch den Kakao - das traut sich Bratan Capital dann doch nicht.



Da es von 5 Songs in einer Nacht mittlerweile ja auch die Tutorials zum Nachspielen auf Gitarre gibt, kann man getrost davon ausgehen, dass wir es hier mit einer neuen Art von volkstümlicher Alltagskultur zu tun haben. Da hat die 187 Strassenbande mit Kumpel Raf Camora so schön den Beef-Rap salonfähig und erfolgreich gemacht, und dann kommt Capital Bra und macht Zirkustanzen draus. Hmmm - die armen bösen Jungs. Die könnten jetzt echt das Nachsehen bekommen.

Freitag, 6. April 2018

The Weeknd: Call Out My Name



Gemessen an der Anzahl seiner Hits ist The Weeknd kein Superstar. Gemessen an der Aufmerksamkeit für seine Veröffentlichungen schon. Gerade hat er seine EP My Dear Melancholy veröffentlicht - vorerst nur digital - schon steht der Eröffnungstrack Call Out My Name hoch in den Charts. Das schaffen andere Acts natürlich auch. Sogar noch erfolgreicher. Und trotzdem scheint das bei The Weeknd bedeutender. Warum eigentlich?

Wesentlich ist sein Karrieresprung vor zwei Jahren. Da machte er nicht nur mit ungewöhnlichen Songs auf sich aufmerksam, sondern vor allem auch mit Videos, die vor Verweisen nur so strotzten. Und tatsächlich eine eigene Welt schufen.

Für Call Out My Name geschieht Ähnliches. Nach einem elend langen Intro in Blau springt das Video von einer Szenerie zur nächsten – hoch artifiziell bis rau realistisch, reduziert und zurückgenommen bis opulent. Nach diesem Bilderrausch spätestens ist auch der Song, der erstmal nahtlos in das Weeknd-Repertoire reinpasst, geadelt. Pop als Inszenierung auf allen medialen Kanälen.

Leider gehört zu dieser Art von Vermarktung auch die Schnellebigkeit. Ob Call Out My Name tatsächlich in der kommenden Woche noch Bedeutung besitzt, ist nicht sehr sicher. Da muss der Song erst noch seine Qualitäten beweisen.