Freitag, 25. Januar 2019

MERO: Hobby Hobby



Instagram-Star MERO schickt sich an, der neue Capital Bra zu werden. Acht Nr.1-Hits in acht Monaten - das ist das Ziel. Hier kommt erstmal Nummer 2: Hobby Hobby.

Verglichen mit Baller los ist Hobby Hobby sehr viel inszenierter, durchgestylter, pop-orientierter, auf Mainstream gebürsteter. So schnell geht's also. Da braucht so ein 18jähriger also nicht mal sechs Wochen und ist schon Popstar. Die Maschinerie läuft auf Hochtouren.

Nun hat das junge Publikum nachweislich kein Problem damit, dass die Videos ihrer Stars nur so vor Marken und Produktplatzierungen strotzen. Auch bei MERO ist das so. Und ein bisschen hab ich das Gefühl, dass hier ganz schön auf die Kacke gehaut wird. Schnell noch alles mitnehmen was geht, wer weiß wie schnell der Stern wieder sinkt.
Genau deshalb ist das Video zwar gut und schnittig produziert, sieht aber eher aus wie ein Werbeclip.



Muss ich mich natürlich nicht drüber wundern. HipHop ist ja quasi die Steilvorlage für Luxusanzeigen. Die Markenriesen von Porsche und Ferrari bis Moschino und Gucci dürfen sich freuen - im besten Fall kriegen sie von den Jungs gratis Reklame. Denn wer keinen Sponsoringvertrag mit den Marken hinkriegt, muss trotzdem mit ihnen protzen.

Sehr viel mehr gibt es über Hobby Hobby nicht zu erzählen. Das Business hat sich schon ganz schon in der Durchschnittlichkeit eingerichtet.




Freitag, 18. Januar 2019

Shindy: DODI

Nach einem Jahr nahezu kompletter Medienabstinenz, immerhin drei Jahre nach seinen letzten eigenen Veröffentlichungen meldet sich nun Shindy zurück. Vor der Rap-Explosion 2017 war er einer der Vorzeigeburschen mit immerhin drei Nummer 1-Alben. In den Single-Charts hatte es dagegen nicht mal für Top 10-Status gereicht. Das waren damals noch andere Zeiten.

Mittlerweile ist ein Rapper kein Held mehr, wenn er nicht direkt auf Platz 1 geht. Und das hat Shindy vielleicht auch ein wenig genervt. All diese KMN und 187er und Bras besetzen Woche für Woche die Nummer 1 - gehen feiern in ihren teuren Outfits ... und wer kennt eigentlich noch die Recken von vor drei Jahren? Also hat sich Shindy zurückgezogen, von Freund und Haubruder Bushido getrennt, sich sogar richtig medial distanziert, gegrübelt und gesucht, was ihn wohl am sichersten auf den Thron bringt. Herausgekommen ist DODI.

Der Track, mitproduziert von Nico Chiara und OZ - beide nicht ganz unbekannt im Bushido-Universum, hat Coolness. Erinnert durchaus an den schön monotonen Singsang aktueller HipPop-Hits. Und klingt überhaupt nicht mehr nach Shindy. Da hat sich jemand also völlig neu erfunden. Oder hat seine Wurzeln und bisherigen Werte einfach über Bord geworfen. Hängt jetzt von der Betrachtungsweise ab.

Der Menge ist das offenbar ganz sympathisch. Was zählt schon, was ich gestern noch erzählt habe? Hat eh keiner dran geglaubt. Das was wirklich zählt ist Geld, Luxus, Markenhype.

So taumelt das Video schön Hollywoodmäßig durch die Luxusmarkenwelt - oder was man dafür hält - und der Star lässt sich farbenprächtig beleuchten wie Drake. Da will jemand unbedingt weltweit seinen Ruhm behaupten. Und lässt sich deshalb im weißen Pelzmantel zum Tanzkasper machen. Was bei RIN vielleicht noch als authentisch durchgeht, ist bei Shindy doch nichts weiter als einstudierte Choreographie.



Lachen darf man natürlich schon, dass der Benz ein Nürnberger Kennzeichen hat. Hatte ich ganz vergessen, dass das ja jetzt die neue coole Stadt der Nation ist. Da hat jemand vielleicht doch Humor?

Der Bruch kommt zum Ende des Videos. Da zeigt Shindy, dass er doch noch ein Haudegen ist. Das Auto muss nämlich brennen. Hat zwar überhaupt keinen Zusammenhang zum vorher gezeigten, sieht aber gut aus.

Wahrscheinlich darf man deshalb auch das gottespreisende Intro und Outro als reinen Effekt auffassen. Bloß gut, dass kein Mensch versteht, was DMX da von sich gibt. So alt und bürgerlich kann man gar nicht werden, um das ernst zu meinen.

Shindy kündigt mit dieser Single sein neues Album an. Nach dem Bezug auf die 90er Jahre-Ikone Dodi al-Fayed (so richtig medienbekannt aber erst durch die Liebschaft mit Lady Di geworden) habe ich vor dem was da kommt eher Angst. Wenn nicht mal mehr die deutschen Rapper richtige Kerle sind und damit bis an die Spitze kommen ... Scheinbar ist die Zeit für einen neuen Sonnenkönig mehr als reif. Schade.



Freitag, 11. Januar 2019

Panic! at the Disco: High Hopes

Und plötzlich wird es ruhig in den Singlecharts. Mal eine Woche in der die ersten vier wie angenagelt festsitzen und der höchste Neuzugang landet erst auf Platz 13 - na welcher Deutschrap-Held hat da denn abgeloost? Das ist die Chance für einen Song, der sich schon ordentlich lange in den Top 10 rumtreibt und tatsächlich auch ein gehöriger Ohrwurm ist - nun neu in den Top 5! Erstmals! Und überhaupt ist es ja der erste richtige Hit für Panic! at the Disco. Was insgesamt auch eher seltsam ist, denn die Fan-Community ist doch recht sichtbar.

Nun hat es also High Hopes geschafft das Projekt aus Las Vegas im deutschen Mainstream zu platzieren. Nach 15 Jahren Existenz. Allerdings war diese Zeit für Brendon Urie tatsächlich wichtig. Seine Songs vorher waren insgesamt doch ordentlich selbstbezogen, eher spröde oder widerspenstig, durchaus auch mal mit melodischen Brüchen gespickt. Nicht unbedingt jedermanns Sache. Vor allem aber für meine Begriffe zu wenig selbstverständlich. Das sah immer auch ganz schön gewollt aus. In der Art: Ich bin ein kreativer Star - nehmt das endlich zur Kenntnis!

Bei High Hopes gibt es diese Allüre tatsächlich auch noch. Der Song dreht sich genau darum. Welchen Anspruch habe ich an das Leben? Wie will ich meine Zeit verbringen? Was kann ich erreichen? - Und der bombastische Sound unterstreicht nur das vor sich hin strotzende Selbstbewusstsein: Ich bin etwas Besonderes!



Diese Euphorie überträgt sich ziemlich fix auf mich. Auch wenn ich die Fanfaren und Streicher vielleicht ein bisschen zu fett finde. Muss so viel Pet Shop Boys heute noch sein? (Antwort: Wahrscheinlich Ja. The Chainsmokers machen's schließlich auch nicht drunter.)

Spannend bleibt bei diesem Song, dass Brendon Urie tatsächlich immer noch seine Mama als Referenzrahmen zitiert. Hmmm - der Mann ist mittlerweile in seinen Dreißigern angekommen. Auch wenn er musikalisch seine Kinderstube langsam verlässt, das was ihm seinen Weg durchs Leben weist, sind offenbar immer noch die Weisheiten seiner Eltern. Das ist in gewisser Weise auch ein bisschen tragisch, denn das bedeutet unter anderem, dass wir nichts dafür können wie wir sind. Und alle Anstrengungen des Lebens sind vergebens. Wir machen doch immer wieder dieselben Fehler. Vielleicht klingt High Hopes genau deshalb auch so ... sagen wir es psitiv: klassisch. Das ist ein Popsong, wie er im Buche steht. Und vielleicht auch schon in den späten 90ern hätte veröffentlicht werden können.

Macht natürlich nichts. Mithüpfen kann man trotzdem. Und was scheren uns schon die Erfahrungen der Vorjahrzehnte. Wir versuchen ja gerade auf allen möglichen Ebenen zu vergessen, was uns die Geschichte bereits gelehrt haben sollte. Party auf dem Hochhausdach - das lenkt dann schön ab. Witzig ist, dass sich hier der Rocker trifft mit den ansonsten omnipräsenten Rappern. Sind beide doch Kinder einer Zeit.




Freitag, 4. Januar 2019

187 Allstars / Bonez Mc Gzuz LX Maxwell Sa4:
Haifisch Nik€z



Die Jungs aus Hamburg wollen mal wieder den Laden aufmischen und schmeißen zum Jahresende/Jahresanfang einen neuen Track auf den Markt. Und der wird natürlich sofort vielfältigst gehört und geteilt. Kohle fließt in die Kasse der Gang. Können sie weiter ein feines Leben haben und müssen nicht halb- oder ganzkriminelle Dinge tun. Obwohl eigentlich sicher ist, dass - Geld hin Geld her - die Bande ja nur dadurch Bestand hat, dass sie stets die Grenzen der Legalität überschreitet. Das kam im Popbusiness immer ganz gut an. Und wenn man sich die Performance von Haifisch Nik€z anschaut, dann gefällt dieser Drogen-Nutten-Gangster-Mix immer noch. Auch wenn ich so ein klein bisschen denke: Hmmm - nur Nummer 3? War da nicht mehr zu erwarten?

Ava Max und Capital Bra hängen die Jungs aktuell locker ab. Schon bisschen doof. Wenn man die Sprüche wirklich ernst nimmt, die sie gerne kloppen: Nur die Nr.1 zählt.

Lässt sich allerdings wirklich auch gut erklären. Denn das interessanteste an Haifisch Nik€z ist vielleicht das grafisch aufgemotzte Cover. Der kopflose Haifisch-Nike-Träger, der gut und gerne auch als peinlicher 80er Jahre Vertreter durchgehen könnte. Da surft die Gang wunderbar an der Mehrdeutigkeit herum.

Ansonsten: Wieder ganz böse Geräusche, stumpfe Beats und natürlich Lyrics, die all das wiederholen, was wir schon vor zwei Jahren genauso von der Bande gehört haben. Wie oft lässt sich das noch in neue Tracks hauen? Klar, dass Bra da fröhlich davon segelt. Um Längen cooler - klar, auch weichgespülter. Auf jeden Fall mit mehr Spaß. Das mit dem permanenten "Ich bin der Dickste hier" ist dann doch nicht immerzu jedermanns Sache. Auch wenn Shaho Casado nach wie vor ziemlich stylishe Videobilder findet.