Freitag, 6. Mai 2016

Calvin Harris // Rihanna: This Is What You Came For



In der wöchentlichen Chartauswertung mischt aktuell ein Duett ordentlich den Laden auf: Calvin Harris in Kombination mit Rihanna. Das ist durchaus ein Aufmerken wert, denn in den vergangenen Jahren haben sich die deutschen Single-Charts ordentlich beruhigt. Klar gibt es immer noch diese Hits, die mit ordentlich medialem Aufwand von 0 auf 1 springen – die Frequenz dieser Ereignisse ist aber deutlich zurück gegangen. Drei- bis viermal pro Jahr lässt sich so etwas derzeit beobachten. Und auch sonst geht es eher zurückhaltend zu. Wenn sich mal ein Titel ganz weit oben platziert, dann passiert es gar nicht so selten und er verweilt dort wochen- bis monatelang. Spannende neue Produktionen gibt es durchaus auch, allerdings brauchen diese derzeit mindestens einen Monat um wirklich ganz oben anzukommen. Das entspricht ziemlich genau den Charts bis weit in die 80er hinein: neue Titel erobern zunächst ein paar Vorreiter, setzen sich langsam durch und sind dann ganz gern in aller Ohren.

Spannend ist es zu beobachten, dass in den Album-Charts derzeit genau der entgegengesetzte Trend vorherrscht. Neues Album – zack: Platz 1 – und in der nächsten Woche schon fast nicht mehr interessant. Es sei denn, es ist der neue Silberling von Helene Fischer...

Zurück zu den einzelnen Songs und dem, was in dieser Woche mit einem Charteinstieg auf Platz 6 auf sich aufmerksam macht: This Is What You Came For. Der Track hat eine Menge Rückenwind – immerhin sind es zwei Mainstream-Schwergewichte, die da erneut gemeinsam in den Ring gestiegen sind. Rihanna – die trotz kompletter Neuerfindung in diesem Winter immer noch als Pop-Königin gefeiert werden darf. Und Calvin Harris – hinter AVICII und David Guetta die Nummer 3 der internationalen Super-DJs. Bei dieser Kombination greifen dann auch schon mal nicht ganz so hitparaden-affine Menschen blind zu. Kann ja eigentlich nichts schief gehen. Die haben beide schon so oft bewiesen, dass sie radiotaugliche Hits fabrizieren können, das ist eine sichere Nummer.

Und genau so stimmt das dann auch. This Is What You Came For liefert nichts Neues oder Überraschendes. Das ist ein DancePopSong direkt von der Konfektionsstange – da kann man sich fast schon fragen, wo denn hier eigentlich das kreative Potenzial sein soll, das ja irgendwie bei einem neuen Musikstück zumindest ansatzweise zu finden sein sollte.

Das ungewöhnlichste ist hier höchstens, dass Rihannas Gesang doch recht ordentlich zerhackt wird. Allerdings immer noch recht sanft, wenn man mal dagegen das anschaut, was auf ihrem Anti-Album so präsentiert wird oder was ihre letzte Single Needed Me macht. Da war Mr. Harris also eher zurückhaltend – aber auch das ist ja eine Tendenz, die ich bei ihm schon eine kleine Weile beobachte.

Diese Zusammenarbeit ist also nicht der Meilenstein und hat so gar nichts mit dem zu tun, was andere gerade so ausprobieren. Ich empfehle hier einfach mal in das neue Album von Beyoncé reinzuhören – da passiert derartig viel an Dekonstruktion und Minimalismus, da weiß ich gar nicht mehr, ob das noch R'n'B ist. Und wenn ich dann This Is What You Came For in der Reggae-House-Version von Lea Beiley höre, dann habe ich die Vermutung, dass Calvin Harris vermutlich nicht zu den Produzenten gehören wird, die uns in den 2020ern begleiten wird. Rihanna könnte dagegen noch fleißig mitspielen, zumindest wenn sie so experimentierfreudig bleibt, wie in den vergangenen Monaten.

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