Freitag, 12. Mai 2017

bibi h.: How It Is (Wap Bap …)



Es ist ganz einfach über Bibi H. alis Bianca Heinicke und ihr Lied How It Is (Wap Bap …) Schlechtes zu schreiben. Es ist ja bereits das Video mit den meisten Dislikes auf youtube. Oder zumindest kurz davor. Muss ich also alles nicht mehr machen.

Trotzdem ist aber How It Is (Wap Bap …) auch das zweite Lied eines youtube-Stars, dass es in die Top 10 der deutschen Charts schafft. Erst. Nach Y-Tittys Halt dein Maul im August 2013 schafft es bibi h. als einzige Youtuberin zu ordentlich Download-Ruhm. Das heißt auch schon was.

Zum Beispiel, dass die Generation Youtube sich offenbar mit ganz ganz wenig zufrieden gibt. Seichte Melodie – macht nichts, belangloser Text – egal, Hauptsache bibi ist wiede online. (Hab' ich nicht das gleich in der letzten Woche auch zu DJ Khaled geschrieben?) Der Unterhaltungseffekt ist schon gegeben mit ein paar kitschigen Bildern, ein bisschen Outfit und vielen Luftballons. Das ist ungefähr auch das, was uns der Son erzählt: Ich habe meinen Freund verloren, ich habe keinen Job mehr … macht nichts, ich sing mir die Sorgen einfach weg und bin glücklich.

Könnte jetzt die Optimismus-Hymne schlechthin sein. Wenn alles ganz schrecklich ist, lohnt es trotzdem nicht, verzweifelt zu sein, wird schon wieder. Rosa Wolken am Ende des Videos. Sind die Youtube-Kids also alle durch und durch glücklich?



Zufriedenheit hat hier natürlich auch was mit Unwissenheit zu tun. Oder auch mit Kritiklosigkeit. Bibi hat überhaupt kein Problem damit, Produkte gut zu finden und dafür bezahlt zu werden. Wohlgemerkt ohne es offenzulegen. Sie ist einfach begeistert vom neuen Lippgloss. Und teilt uns das mit. Ihre Fans finden das mindestens genauso in Ordnung. Ist doch egal, ob uns im Hintergrund ein Konzern dirigiert, Hauptsache das Lächeln stimmt. Glück kann so einfach sein.

Wenn man selbst nicht zu viel will. Denn das scheint mir der eigentlich Wertewandel zu sein. Die Generation, die sich mit youtube-Vlogs zufrieden gibt, hat offenbar nicht besonders große Träume. Zumindest nicht was Individualität und Selbstbestimmtheit angeht. Es geht ihr vielmehr um Angepasstheit, Durchschnittlichkeit, damit natürlich auch Erfolg im Mainstream – Normcore auf der nächsten Stufe. Das muss man auch erstmal konsequent durchziehen.

Am Ende ist es vermutlich auch diese Generation, die sich mit ganz einfachen Erklärungen zufrieden gibt und deshalb eine ganze Reihe von Zusammenhängen gar nicht mehr begreift. Nicht begreifen will. Evolution? Hat nie stattgefunden. Klimawandel? Eine Erfindung der Medien. – Ob das für ein ganzes Leben reicht?

Ich hab vor allem Angst vor der hässlichen Seite dieser Sorglos-Haltung. Wenn man in seinem Leben gar nichts will, dann ist diese Schicksalsergebenheit sicher völlig in Ordnung. Was aber, wenn ich plötzlich doch keinen Bock mehr habe, nur die vorgezeichneten Weg zu gehen? Das könnte durchaus unangenehm werden.

Das ist ein bisschen wie in Wayward Pines – das System erhält sich zwar ganz gut immer wieder, der Preis ist für Einzelne allerdings reichlich hoch. Vor allem für die, welche da zu viele Fragen stellen.

So eine Fiesheit traut man bibi h. natürlich nicht zu. Sie ist immer so lieb und erhaben über jede Kritik. Wenn Menschen sie nicht mögen, scheint ihr das völlig egal. Sie hat ihre Fans – die halten zu ihr. Und die Industrie, die sie fleißig mit Kosmetikartikeln versorgt. Schön, dass sie so einfach glücklich zu machen ist.

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