Freitag, 16. November 2012

Bruno Mars: Locked Out Of Heaven



Bitte was ist an diesem Typen dran? Was macht ihn so erfolgreich? Ich hatte gedacht und gehofft, noch ein bisschen Nachwehen zu Grenade und das war’s. Weit gefehlt. Bruno Mars ist immer noch da, aktiv und erfolgreich. Nicht nur solo, sondern auch als Gastmusiker. Ob es nun Kaliber sind wie Eminem oder Snoop Dogg oder eher Jungstars in der Art Travie McCoy oder GOLD 1 der Junge wird herumgereicht als gäb’s keine andere Stimme mehr.

Ok – in Zeiten der Superelektronik sehnen sich also alle nach „echten“ Musikern. Solche, die noch Klavier spielen können. Und wenn dann jemand in Richtung Soul geht, dann ist das ja sowieso klar, dass der auch ordentlich handgemacht daherkommt. Alles gut und schön. Aber warum muss es eigentlich immer so ein Gejammer sein. Ich erinner mich noch mit Grauen an dieses Video: junger Mann (Bruno Mars) zerrt sein Klavier durch die Welt um auszudrücken wie sehr er leidet und welch schwere Bürde er da mit sich rumschleppt … Platt und auch ordentlich weinerlich. Muss alles, wo Soul (Seele) drauf steht immer auch gleich gefühlskitschig und weichgespült sein?

Die neue Single Locked Out Of heaven zeigt glücklicherweise: Nein, muss es nicht unbedingt. Sehr schön von Mark Ronson produziert, der ja auch Soul-Dame Amy Winehouse mit ordentlich Pep und Gegenwartsbezug versehen hat, schafft mit ein paar verzerrten Pfeifftönen und vor allem einem schön treibenden Rhythmus, dass dieses Stück tatsächlich hervorsticht aus dem Allerweltsbrei. Das hat der Junge ganz gut drauf.

Allerdings bleibt da immer noch Bruno Mars’ Gesang. Und der ist so wie er halt ist: gequält jammernd, flehend … Dabei geht’s doch eigentlich um sowas wie Glücksgefühle, oder? Ist wunderbarer Sex etwas, das einen zum Weinen bringen sollte? – Das ist schon ein ungeheurer Dreh’ in der totalen Erfüllung noch so etwas von sich geben zu können wie: „Mensch, ich bin echt schon lange nicht mehr so gut drauf gewesen.“ Mal abgesehen davon, dass die Person echt nicht zu beneiden ist um ihr Leben, so einen Satz könnte man dann immer noch mit dem totalen Extase-Glück abfeiern. Den Moment leben. – Bruno Mars denkt aber gleich daran, dass alles gleich vorbei ist und fleht Can’t I Stay Here … ich vermute mal, sein Glas ist immer halb leer. Schade drum! Menschen, die das Leben zu genießen wissen, sind in der Regel sehr viel besser drauf und vor allem auch sehr viel erträglicher für ihre Mitmenschen.



Im Video selber verausgabt sich Bruno Mars ordentlich – ja, das steht ihm ganz gut und macht ihn (zumindest in den Partyszenen) tatsächlich zum attraktiven, begehrenswerten Objekt. Kann ich mir schon vorstellen, dass ein Mann der sich so auf der Bühne verausgabt auch in anderen Situationen ordentlich alles aus sich herausholt. Die dazwischen reingeschnittenen Szenen mit der Jungs-Clique und dem Flaschendrehen, die kapier ich dagegen nicht. Wird jemand attraktiver, weil er mit seinen Jungs so schön saufen kann? Oder braucht Bruno Mars tatsächlich das Coolness-Gehabe und Startum um sich verkaufen zu können? Da hätt’ ich ihm schon ein bisschen mehr Selbstbewusstsein zugetraut.

Irgendwo habe ich gelesen, dass das Video bewusst im Vintage-Style gehalten ist. – Hmm, das ist dann mal so eine Aussage, Wer Vintage-Style mag, und da gibt’s ja schon einige – siehe Macklemore und seine Konsum-Verweigerungshymne Thrift Shop – der/die findet das vermutlich großartig. Als reines Stilmittel ist es total albern. Sollte Bruno Mars das Video tatsächlich mit alter Technik gedreht haben und da ein bisschen herumgeschraubt, damit es nicht ganz so realistisch aussieht – das wäre großartig. Vermutlich ist aber das Ganze eher mit dem allerneuesten Equipment hergestellt worden und die ganzen analogen Effekte über ein digitales Plugin mühevoll nachgestellt worden. Das muss man alles auch erstmal wollen. (Aber worüber wundere ich mich: Menschen fanden es ja eine ganze Zeit lang auch toll, wenn ihre nagelneuen Jeans künstlich zerschranzt und gealtert waren. Nach Bruno Mars ist die Welle offensichtlich auch noch lang nicht vorbei.)

Ohne dieses ganze Vintage-Gedöns hätt’ ich die Art Bilder zu zeigen sehr gemocht. Anfangs hab ich ja irgendwie sogar gedacht, das sei irgendein 3D-Effekt und ich hätte mal wieder die neueste Entwicklung verpasst. Da gefiel mir dann, dass das Video irgendwie ja doch funktioniert – grade weil ich nicht alles erkenne. Und irgendwie dachte ich: abgedreht diese neuen Videomacher, produzieren Sachen, von denen sie wissen, dass es keiner so richtig angucken kann und schaffen durch das unperfekte Sehen eine neue Coolness ... so isses dann aber wohl doch eher nicht.

Bleibt zu sagen, dass für mich immer noch das Clubding an dem Song das eigentlich Überzeugende ist. Ohne den sich zum Höhepunkt steigernden, elektroiden Pfeifton wäre der Titel nämlich außerordentlich langweilig. Schön, dass es Menschen gibt, die Dinge zusammen schmeissen und eine neue Fusion herauskommt.




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