Sonntag, 1. September 2013

Katy Perry: ROAR



Nun ist die Welt also wieder in Ordnung: Katy Perry kann doch noch Hits platzieren. Auch wenn es anfangs nicht danach aussah und der Start ihrer neuen Single Roar sogar weit hinter den Ergebnissen von Sean Paul’s Other Side Of Love zurückblieb. Nun ist sie also doch noch On Top gelandet, vor ihrem Bezwinger aus der Vorwoche und sogar noch vor Lady Gaga.

Aber was präsentiert uns der Star da nach doch gut zwei Jahren ohne wirklich großen Hit? Zunächst mal geht es ziemlich laut zu – der Titel suggeriert es ja schon. Hier wird nicht an Feinheiten gefeilt, hier geht es zur Sache. Und zwar mit Hammer und Amboss. Die Promotionmaschine läuft also auf Hochtouren: ein goldener Truck fährt durch halb Nordamerika, Teaser-Videos zum Album und zur Single werden auf youtube veröffentlicht - und Katy Perry versucht uns zu erzählen: Hier kommt eine neue, eine ganz andere Katy Perry. Vergesst Teenage Dream – it's time to become adult.

Viele dieser Geschichten vom Erwachsenwerden sind in der letzten Zeit eher peinlich gewesen: Robbie Williams zum Beispiel verklebt sich in rosarotem Candy-Brei, Sido kann sich nur noch an schöne Zeiten erinnern und halluziniert bräsig-dudelige Bilder im Kopf, Sean Paul kriegt's gleich gar nicht auf die Reihe … und Katy Perry? Nun ja – wenn laut Herumbrüllen und die dazugehörende Behauptung des Ich bedeutet, Erwachsen zu sein, dann ist sie wohl sehr nahe dran. Immerhin gibt es tatsächlich eine Phase, in der man erstmal lernen muss, zu sich selbst zu stehen, sein eigenes Ding zu machen, auf das Gerede der anderen zu pfeifen. Vielleicht ist das wirklich die Phase, in der ein Mensch erwachsen wird. Und vielleicht beginnt diese Phase heute wirklich erst mit Mitte bis Ende 20 – also genau das Alter in dem Katy Perry sich befindet.

So richtig überzeugt bin ich von Roar dennoch nicht. Es ist mir zu laut, zu sehr auf Selbstbehauptung gepocht – und dabei zu wenig eigenständig. Das, was Katy Perry da abliefert ist eben nicht der unverwechselbare und einmalige Song. Das ist ganz schnöder Alltagspop. Hat Berechtigung – klar. Aber P!NK macht das seit Jahren schon genauso und vermutlich sogar überzeugender. Nur Brüllen allein ergibt noch lange keine Identität. Da gehört dann eben auch dazu, sich nochmal etwas intensiver mit sich selbst auseinanderzusetzen und zu wissen, worin die eigenen Stärken bestehen.

Vielleicht kann sich Katy Perry – wenn sie denn wirklich eine ernstzunehmenden und erwachsene Künstlerin werden will - mal anschauen wie das Robin Thicke macht oder auch Daft Punk. Oder sie schaut sich die momentanen Meister des Älterwerdens, Depeche Mode, an. Aber eigentlich weiß ich gar nicht, ob ich so eine alte und ernste Katy Perry überhaupt will. Für mich ist ihr Einstandshit I Kissed A Girl nach wie vor einer der schönsten Pop-Momente des 21. Jahrhunderts. In seiner Naivität und Überraschung ist dieser Titel so echt und einmalig – da ist es mir völlig egal ob das jetzt Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenmusik ist. Es ist einfach überzeugend. Diese Intensität kann ich bei Roar leider nicht finden.





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