Freitag, 14. Dezember 2018

Mariah Carey:
All I Want For Christmas Is You

Wird wohl Zeit für die alljährliche Rubrik: Weihnachtshits. Denn Mariah Carey steht auf der 4 der deutschen Single-Charts. Bereits am 14. Dezember. Das ist arg früh. Wenn sie so weitermacht, schafft sie wirklich noch die 1 zum Fest und alles wird noch superlativer und verrückter als es 2017 schon war.

Was erzählt uns die regelmäßige Wiederkehr der ewig gleichen Hits?
1. Es gibt einfach keine spannende neue Musik mehr. - Was natürlich nicht stimmt. Aber die Menge der Menschen hat doch erhebliche Angst vor neuen Tönen. Meine Mama steigt schon bei Gustav Mahler aus, meine Schwester erträgt Aisha Devi keine Sekunde lang, mein bester Freund steht immer noch auf 90er House und selbst der junge FSJler von nebenan erträgt es nicht, wenn mal ein HipHoper etwas anderes als Gangkrieg zelebriert.
Überhaupt die Rap-Helden: Wo ist denn eigentlich der erste richtige Street-Credibility-getränkte Weihnachtssong? Nachdem die Jungs in den letzten Monaten von Weichei-Autotune bis Schmuseliebeslied so ziemlich alles in Beschlag genommen haben, wärs nur konsequent auch das Familienfest mal ordentlich zu preisen. Mama und Papa sind doch eh eure stillen Helden und die Familie das ein und alles. Na los Ihr Schlaffis, traut euch doch endlich!
2. Natürlich sind die Charts ordentlich in-time-beeinflusst. Das heißt Streams bestimmen die Positionen. Nutzt auch nichts, wenn ein CD-Verkauf insgesamt immer noch höher bewertet wird. Ich bezweifle stark, dass Menschen echt jedes Jahr die gleichen Songs kaufen - nicht mal digital ... Oder doch? Weihnachtsbaumkugeln werden mittlerweile ja auch nach dem fest samt Baum in die Tonne gekloppt. Was macht da schon ein 1,29 EUR-Song aus? Wenigstens hinterlässt die digitale Entsorgung bis auf einen kleinen Stromstoß nicht wirklich physische Rückstände.
Jedes Jahr das Gleiche zu kaufen heißt vor allem auch nur noch im Jetzt und Heute zu leben. Hedonismus könnte man das nennen. Passt.
3. Ist sich irgendjemand sicher, dass diese ganzen Weihnachtsnervereien wirklich gehört werden? Ich nicht. Ich kenne nämlich niemanden, dieder Mariah Carey ernsthaft hört. Im letzten Jahr war ich jedenfalls wirklich der Rausschmeißer als ich mir auf der Team-Weihnachtsfeier zum Schluss All I Want For Christmas Is You gewünscht habe. Da war Shitstorm live.
Ich vermute, dass die Charts vor allem das spiegeln, was per Stream in Kaufhäusern und auf Weihnachtsmärkten erbarmungslos in die Welt posaunt wird. Das hat mit dem Geschmack der Menschen, die sich dort versammeln nichts zu tun. Schade eigentlich. Sind wir also wieder in den 1980er-Anfang1990er als die radiostationen wesentlich bestimmten, was in die Charts kommt und was nicht? Von wegen Demokratisierung oder "Der Markt bestimmt". Ist alles nur Fake und durch Lobbies gesteuert.
4. Ich freu mich dann drauf, wenn die drei unvermeidlichen Weihnachtssuperhits durchgenudelt sind und ich endlich wieder Panic At The Disco! hören kann.

Schön brav bleiben, ja? Sonst gibt's was mit der Rute!

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