Freitag, 14. Juni 2019

Farid Bang French Montana Khaled:
Maghreb Gang



Grundsätzlich ist es absolut notwendig, dass sich die vollkommen auf ihre jeweilige Vorstadt-Hood bezogenen DeutschRapper mal in die Welt hinaus begeben und im besten Fall nicht nur kolonialistisch-urlaubsmäßig neue Einflüsse und vielleicht sogar Ideen abkriegen. Insofern sehr gut, dass Farid Bang sich auf den Weg nach Marokko gemacht hat, dort Cheb Khaled zu einer Kollaboration bewegen konnte und nun einen Rai-inspirierten Track auf den Markt schmeißt.

Allerdings ist die Freude an Maghreb Gang dann doch ziemlich schnell vorbei, denn alles was Farid aus der Heimat seiner Eltern mitbringt sind nur ein paar oberflächliche Glitzeransichtskartensouvenirs. Mit schnellem Auto durch die Wüste flitzen oder in vergoldeten Shopping-Malls und Hotel-Lobbies posieren - dazu Sound-Einsprengsel von Khaled ... sind sich die beiden überhaupt jemals begegnet? Natürlich nicht, denn das was da in Maghreb Gang erklingt, ist eine Aufnahme aus dem Jahr 1993 Abdelkader - عبدالقادر . Das ist ungefähr so innovativ wie der Yeke Yeke Remix in den späten 1980ern. Sampling halt. Andere sagen referenzloser Kulturklau dazu.

So böse muss man natürlich nicht sein. Sampling und Remix als immer noch zeitgemäße Kulturtechnik funktioniert ganz gut. Der große Hype um Farid Bangs neuesten Output ist dennoch völlig übertrieben. Nur weil jemand ein bisschen in seiner Familiengeschichte forscht und dann jemanden ausgräbt, der ursprünglich in Algerien geboren wurde, dann lange Zeit aufgrund angenehmerer Lebensbedingungen in Monaco lebte und erst kürzlich - nachdem es ihm dort doch zu ungemütlich wurde (Homo-Ehe und so) - Marokko als ein Paradies für Wohlbetuchte entdeckte ... allein das macht Maghreb Gang jetzt nicht innovativ.

Auch die Kombination mit French Montana hilft da nicht so viel.



Was bleibt von Maghreb Gang? - Immerhin dieses schön orientalisch klingende Sample von Khaled. In Zahlen ist diese Produktion sein höchstplatzierter Hit und macht ihn vielleicht nun auch in Deutschland ein bisschen mehr außerhalb von eingefuchsten Weltmusikfreaks bekannt.

Der Rest reiht sich ein in die lange Liste von Farid Bang-Veröffentlichungen, die doch irgendwie seit Jahren ganz ähnlich tönen. Wahrscheinlich muss der Held auch gar keinen neuen Rhymes mehr aufnehmen. Einfach einen anderen Beat oder Sound drunter mixen - fertig ist der nächste Hit. Ich würde mal sagen: Der Typ hat ausgesorgt.

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