Freitag, 6. Januar 2012

LMFAO: Sexy And I Know It

Vielleicht sind es LMFAO genau deshalb wert als erste im Neuen Jahr hier auseinandergenommen zu werden, weil sie so etwas sind wie der Mainstream-Act mit dem meisten Witz und der konsequentesten Art des Party-Rocking. Nicht umsonst trug ihr erster globaler Hit auch genau diesen Titel Party Rock Anthem. Mit Sexy And I Know It gehen sie definitiv noch einen Schritt weiter. Denn natürlich sind LMFAO in ihrem Auftritt alles andere als sexy – eher machen sie sich in ihrer Durchgeknalltheit zu Witzfiguren. Weil sie das wissen und es trotzdem durchziehen mit einer Überheblichkeit und Arroganz, die selbst die coolsten Rapper übertrifft, sind sie dann plötzlich eben doch heiß umworbene Stars.

Was das genau bedeutet, lässt sich schön ansehen an ihrem Video zu Sexy And I Know It. Redfoo in Silberprint-Speedo ist das zentrale Motiv des Clips. Logisch stammt das Teil aus der Party Rock Life Kollektion – und wer das tragen will, der braucht schon eine gehörige Portion Mut. Zumal wenn er nicht den ganzen Tag im Fitness-Studio steht, eine TV-fähige Werbefigur hat und vielleicht auf Ganzkörperrasur verzichtet. Redfoo traut sich das – und dekonstruiert damit nicht nur sich selbst sondern die gesamte Schönheits- und Fernsehindustrie gleich mit. Denn neben ihm schneiden die gut proportionierten, übersexualisierten und harten Jungs erstmal ganz schlecht ab. Bis sie den Quatsch mitmachen und sich ihrer Hüllen entledigen – sozusagen das komplette Macho-Gehabe reduziert auf den Kern, wer kann am besten sein Becken im Mode-Fummel schwingen. Schließlich endet der 3 Minuten-Schwanzvergleich darin, dass die toughen Macker von der Streetgang genauso wie die Bodybuilder und die ziemlich viel zu viel Beleibten in ihren Unterhosen den Laufsteg entlangwedeln. Jeder gute deutsche Rapper à la Bushido findet das mit Sicherheit voll schwul – und hier ist es vielleicht das allererste Mal, dass dieses Prädikat tatsächlich umgedreht wird und als Teil von Supermännlichkeit gilt: Ja, wir sind kinky und trash, wir sind die neuen Girlies – und wir finden’s einfach nur geil. Trau dich das erstmal!



Musikalisch geht es im Grunde genauso zu. LMFAO stehen für einen Sound, der eigentlich schon seit 10 Jahren verbraucht und peinlich ist. Die Landkreisbevölkerung pilgert zu Elektro-Parties und feiert ihre Spießigkeit – Feiern ist gleichzusetzen mit Abschießen und Kapitulation vor dem eigenen Leben. Kreativität wurde schon längst ersetzt durch Spießigkeit und Konsum. Und aus diesem muffigen und peinlichen Sound holen LMFAO nochmal alles das an Potenzial raus, was zu finden ist. Plötzlich ist relativ harter Clubsound in nahezu unveränderter Form mainstreamtauglich und liefert Riesenhits. In seinen allerbesten Zeiten hat das ein David Guetta vielleicht auch mal geschafft, allerdings ist der ja schon längst im Weichspülerfolgsmodus ertrunken. Wahrscheinlich können auch die beiden Jungs von LMFAO nicht endlos so weiter machen. Sehr sehr wahrscheinlich sollten sie sich einfach schon sehr bald auflösen, umbenennen oder in total zugeknöpften Anzügen erscheinen (neue Frisur inklusive). Einfach irgendwas unternehmen, um nicht so zu enden wie die beiden Blödelbarden von Right Said Fred, die wahrscheinlich ohnehin nie soviel Ironie und Spaß mit sich rumgetragen haben.

Bis LMFAO aber den kompletten Bruch hinlegen, so lange macht’s durchaus Spaß und – ja – es macht sexy. Denn am Ende lässt sich mit einer Style-Ikone nicht viel anfangen – der echte Sex beginnt eher da, wo der komplette Körper dazugehört und die verschiedenen Hüllen abgelegt sind.



PS: Und auch wenn der Vergleich nicht völlig aufgeht und mich etliche jetzt dafür lynchen wollen, aber die Erkenntnis, dass Selbstbewusstsein sexy macht ist alles andere als neu und funktioniert in allen möglichen Richtungen und Nischen. Letztes Beispiel aus dem Mainstream war Adam Levine, der nun auch nicht gerade dem entspricht, was wir täglich in der Werbung oder Mukkibude ansehen müssen.




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