Freitag, 8. November 2019

Nimo: Karma



Das Cover ist der pure Kitsch. Männerhände (von Nimo?) mit einer Rose in der Hand. Da fängt Rosamunde Pilcher sofort an zu schluchzen und das ZDF ruft an um eine Vorabendserie draus zu machen. Nimo hat's also geschafft.

Lange Jahre war er ja eher so der Klassenkasper in der Rapper-Liga. Das hat ihm immerhin eine Menge Features eingebracht. Und ganz so unerfolgreich war er auch nicht. Aber klar: Rapper, Frankfurt - da muss noch bisschen mehr geh'n als Ladies mit jungenhaftem Charme rumzukriegen. Also war es nur erwartbar, dass auch Nimo in der Liga "Böse Buben" mitspielte.

Hat er nun eigentlich erkannt, dass das alles nicht sein Ding ist und er doch eher der lieber Schwiegermama-Sohn-Ersatz ist? Wenn ich den Rhymes von Karma folge, dann ist es wohl so. Die zentrale Rolle spielen ja eindeutig die Eltern.
Krass, dass das im Jahr 2019 schon wieder so eine Rolle spielt. Da muss die second Generation sich echt noch ordentlich abnabeln. Lässt sich hervorragend philosophieren, wie gut das möglich ist. Und wie sehr das die Sprößlinge überhaupt wollen. In der Diaspora-Community ist es ja im Allgemeinen eher heimelig.

Nach wie vor: deutscher HipHop und Rap ist nichts, was eine moderne Entwicklung beschreibt. Er verweist auf eigentlich schonmal abgeschaffte Strukturen und Regeln - und kämpft sich nochmal daran ab. Zeigt natürlich auch, dass die Gesellschaft in ihrer Gesamtheit offenbar noch lange nicht so weit war, wie es die Stars der 90er und 2000er uns weis machen wollten. Und das hat nur bedingt was damit zu tun, das ein Großteil der Rapper Eltern hat, die in anderen Kulturen unterwegs sind. Gefeiert wird das Zeug vom Durchschnitts-Mainstream ... und der sitzt dann offenbar doch noch immer vor dem TV (siehe oben).

Nimo schmeißt also seine Lady raus. Nichts geht mehr. Obwohl es Liebe war. So was passiert natürlich. Und darauf lässt sich schon schön effektvoll jammern. Genau das tut Nimo. Und wie Produzent Rahim analysiert, sogar mit ganz schön aufwendig produziertem Grundbeat. Als Effekt kommt der Track besonders pop-rüber. Quasi als musikalische Entsprechung zum Inhalt. Ist so für jeden anschlussfähig, muss jeder mitsingen können. Garantierter Top-Hit: Platz 4 in der ersten Woche. Alles Berechnung.

Genauso inszeniert ist der Videoclip. Schön stilischer, farblich bis ins kleinste Detail abgestimmt und richtig schön gefilmt. Nur zwei oder dreimal krisselt es ein bisschen und wird derber.



Was mir trotzdem überhaupt nicht gefällt ist die schon wieder zur Schau gestellte Jammerigkeit. Immerhin: Nimo ist konsequent und wird ab sofort keinen Kontakt mehr haben und reißt sich seine Gefühle aus dem Herzen. Dass das weh tut ist schon klar - dann ist er aber doch nicht Kerl genug um SIE komplett aus seinem Leben zu streichen, sondern er macht noch einen Song draus. Zelebriert seine Entscheidung und den Schmerz und all die Kacke. Alles zutiefst menschlich. Alles super in Poppudding einzupacken. Immer wieder. Und erst recht passt so ein Wehklagen zu dem kleinen, albernen Jungen, den Nimo ja immer wieder ganz gerne spielt. Jetzt ist das Spielzeug kaputt und der Kleine weint.

Irgendwie ist das nicht meine Vorstellung von Unterhaltung. Sorry. Heul woanders!

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