Freitag, 1. Mai 2020

Shirin David:
90-60-111



Genau genommen, hat man ja schon eine Ewigkeit nichts von Shirin David gehört. Klar - sie muss sich jetzt um ihre Shiriletten kümmern. Also legt sie mal glatt den Song zum Produkt nach.

Und da denke ich so: Gefehlt hat sie mir eigentlich nicht. - Na gut, sie gibt den lebendigen Beweis, dass Loredana nur eine armselige Anfängerin ist. Oder positiver: Ich bin überrascht, wie viel Anstand und Grips die Loredana hat. Was bei ihr vielleicht peinlich ist, das tut bei Shirin David dann doch schon ganz schön weh.

Auweia - jetzt hab ich wieder gegen den Mainstream geschimpft und vertrete eine Herrschaftsposition. Schon aus Protest hören Outlaws jetzt solche Mucke. Muss nicht gut sein oder Spaß machen, muss nur andere stören.

Moment mal, stört's mich eigentlich wirklich, dass Shirin David mit 90-60-111 ihren zweiten Nr.1-Song hinlegt? Eigentlich nicht. Denn mehr und mehr haben sich die Charts ja als irrelevant für so ziemlich das komplette Leben herauskristallisiert. Wo sie zählen, ist in der superschnellen und superkünstlichen Plastik-Online-Welt. Da wo Influencer Stars sind, weil sie gute Deals mit Produkten von globalen Firmen machen.

Mit Shirin David geht es nur um die schnelle Aufmerksamkeit. Deshalb muss jede Sekunde ein visueller und auditiver Schrei sein. Um das zu erreichen ist ein hohes Energielevel erforderlich. Da braucht es Kraft und Anstrengung. Bleibt keine Kapazität mehr für etwas anderes. In punkto Lautstärke hat Shirin David eindeutig die Nase vorn.

Ein bisschen schade wird es sein, wenn ab demnächst andere Regeln gelten. - Wir können natürlich sicher sein, dass Shirin David auch dann weiter ihr Ding machen wird. Und sie wird weiter Fans finden, die sich in ihren Produkten suhlen. Ich vermute nur, dass diese Gruppe weiter Null Relevanz haben wird außerhalb ihres eigenen Bezugsystems. Und sie werden es überhaupt nicht merken. So wie die ferngesteuerten Epsilon-Minus-Menschen bei Aldous Huxley. Ach Mist, falscher Vergleich, Shirin David liest nicht.

Ich finds spannend, wie so ein fast 90 Jahre altes Buch schon ahnen konnte, was einmal passieren wird. Ob sich in 90 Jahren noch jemand an Shirin David erinnert?



Wirklich desillusionierend ist an 90-60-111 lediglich, dass Shaho Casado den Videoclip gemacht hat. Einfallslos wie nie zuvor. Und wahrscheinlich genau deshalb zu Beginn seinen Namen nur eine Millisekunde einblenden lässt. Hoffentlich hat er dafür so viel Geld bekommen, dass er die nächsten Jahre nicht mehr unterwegs sein muss. Ich empfinde das echt als rufschädigend.

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