Freitag, 19. Juni 2020

UFO III IIIIII I (Celine):
Emotions (2.0)

Wann gab es das zum letzten Mal? Ein Track geht nach 7 Wochen in den Top 10 erst auf die 1! - Is nich schwer zu ermitteln: Es war zum Jahresende 2019 als Maria Carey mit ihrem jährlichen Weihnachtslied nach 25 Jahren und 68 Chartwochen erstmals die Spitze erklomm. So viel zur Statistik.

Bei UFO 361 ist der Grund für den verspäteten Thron ein Remix, oder sagen wir besser eine Duett-Version seines Tracks Emotions. Vor gut zwei Monaten verwehrten ihm noch Shirin David und danach Capi Bra + Loredana den Goldplatz. Beides schon ganz schöne Gewichte im Business. Trotzdem hat sich UFO wahrscheinlich geärgert und dann zu einem Trick gegriffen, der schon bei ganz anderen (zum Beispiel Ed Sheeran) funktioniert hat: Nimm einfach dein altes Material und hol dir noch jemanden ins Studio.

Denn genau genommen ist bei Emotions 2.0 nicht wirklich etwas anders als bei Emotions. Halt Celines Stimme. Die offenbar genug Leute animiert, den Track wieder in ihre Playlists zu hieven. Ein wenig hab ich Angst, dass dieses Prinzip jetzt Mode werden könnte und uns jede Menge Nicht-ganz-Nummer-1-Hits zurück bringt.

OK, Emotions 2.0 funktioniert wahrscheinlich genau deshalb, weil eben Emotions schon gute zwei Monate zu den meistgehörten Tracks zählte. Das ist momentan durchaus schon eine Besonderheit. Gerade mal Apache 207 schafft das aktuell mit schöner Regelmäßigkeit. Bei allen anderen DeutschRap-Produktionen handelt es sich in den meisten Fällen um Strohfeuer.

Emotions repräsentiert eine Haltung, die von Trendforschern als mittlerweile sehr vorbei gebrandmarkt wird. Luxusprotz ist demnach lediglich was für stillose Aufsteiger. Menschen, die glauben, sie müssten aller Welt zeigen, dass sie es sich leisten können. Die wirklich coolen (und exorbitant teuren) Label und Marken machen derweil auf Understatement. Wer weiß, was die unscheinbaren Zeichen bedeuten, der gehört dazu. Die anderen sind es nicht wert.

UFO gehört also eher zu denen, die gern raushängen lassen, was sie sich so gönnen. Davon erzählen seine Lyrics. Und sein Video genauso.



Eine ganze Reihe von Menschen steht darauf zu hören, dass es Typen gibt, die all ihren Reichtum hingeben würden. Für die Angebetete.
Was verbindet diese Menschen eigentlich mit solch einem Traum? Heißt das nicht auch, dass sie sich in jedem Fall kaufen lassen würden? Geld beruhigt so unglaublich, da verzichtet schon mal auf das eigentliche Glück.

Ich kenne tatsächlich eine Menge Menschen, die genau so drauf sind. Das sind nicht mal die unsympathischsten. Und irgendwie wirken sie trotzdem traurig und gehetzt. Weil es jeder Moment sein könnte, der einer das große Para bringt. Und es könnte genauso schnell zerfließen. Also hält man es fest. Mit aller Macht und viel Krampf.

Nach Jahrzehnten entfesselter Marktwirtschaft und der entsprechenden Gehirnwäsche durch Werbung auf allen Medienkanälen ist es klar, dass Money making als einziger Sinn des Daseins funkelt. Könnte aber auch sein, dass dieses Strahlen unecht ist. Weiß man derzeit noch nicht. Glücklich macht es jedenfalls nicht mit Sicherheit. Dafür gibt es zu viele unglückliche und seelenkranke Milliardäre auf dieser Welt.

Man könnte UFO's Track natürlich auch als puren Zynismus lesen. Dom Perignon als Grundvoraussetzung für Gefühle. Zuneigung nur möglich im Rausch. Egal ob Droge oder Konsum. Was bleibt da eigentlich übrig?
Und weil diese Welt genau so funktioniert, kann man nur einstimmen in den Refrain. Und schmerzverzerrt mitheulen. Gut, dass Alkohol in erreichbaren Dosen vergessen lässt. Und alles etwas erträglicher macht. - Ob teurer Champagner da nachhaltiger wirkt, weiß ich nicht.


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